Montag, 24. Oktober 2016

Buem Kongress

Am Samstag fand bei uns in Nsuta der Buem Kongress statt. Buem ist eine kleine Region innerhalb der Volta Region (die Volta Region ist eins von zehn Bundesländern Ghanas). 2003 wurde die sogenannte „Coalition for peace and development in Buem“ gegründet, welche seitdem jährlich den Kongress in verschiedenen Städten und Dörfern organisiert. Nach eigenen Angaben wurde die Koalition gegründet um den Zusammenhalt innerhalb der Region zu stärken. Hierdurch soll ein Forum geschaffen werden, um auf Probleme aufmerksam zu machen und um neue Ideen zur Entwicklung der Region einzubringen und zu verfolgen. Bei der Vereinigung kann jeder Erwachsene Buem Bewohner unabhängig von Geschlecht, Glaube, politischer Einstellung, etc. Mitglied werden.
Beginnen sollte der Kongress laut Monsignor um 9:00 Uhr. Er sagte uns aber schon vorab, dass wir auch diesmal eine ghanaische Zeitverzögerung einrechnen können. Wir (Franzis und Hannah) machten uns also um 9:30 Uhr auf den Weg. Mit den Jungs hatten wir besprochen, dass wir uns melden sobald der Kongress startet.
Auf dem Weg zum großen Platz im Dorf kamen uns schon Tänzer und Trommler entgegen, unter ihnen einige der Schüler und Kindergartenkinder aus Nsuta. Am Dorfplatz angekommen wurde uns klar, dass wir leider immer noch deutlich zu früh waren. Der einzige der bereits erwartungsvoll auf einem Stuhl Platz genommen hatte war Monsignor. Nach einigen Minuten kam er zu uns beiden rüber, um uns zu den ankommenden Chiefs mitzunehmen. Er erzählte uns, dass heute alle Chiefs der Buem Region eingeladen sind. Diese wurden im Haus des Chiefs von Nsuta empfangen. Auch wir beide stellten uns dort kurz vor und sprachen mit einigen Chiefs. Der Chief von Nsuta erzählte uns, dass er zurzeit in Accra lebt und ein Stellvertreter sich um die Angelegenheiten in Nsuta kümmert.
Wieder am Dorfplatz angekommen, füllte es sich langsam. Um 11 Uhr stießen dann auch die Jungs zu uns und ca. 20 Minuten später begann das Programm. Es wurde zunächst ein traditionelles, ein muslimisches und ein christliches Gebet gesprochen. Danach wurden viele Reden gehalten und zwischendurch wurden traditionelle Tänze sowie kurze Theaterstücke von Schülern und Kindergartenkindern vorgeführt.


Der Kongress stand dieses Jahr unter dem Motto „Mobilizing the youth for sustainable development in Buem education as the key“ („Mobilisierung der Jugend, als der Schlüssel für eine Nachhaltige Entwicklung, durch die Erziehung und Bildung in Buem“). Auf dieses Motto wurde sowohl in den Reden als auch in den Einlagen Bezug genommen.
Gegen 15 Uhr sind wir mit Monsignor und Irene zurück zum Center gefahren. Am Center angekommen waren wir froh über die Stärkung, die uns die Küche zubereitet hatte, da wir beide den Kongress als langwierig empfunden haben. Die Reden konnte man zum Teil durch die Technik schlecht verstehen und einige Rede waren für unser Empfinden etwas zu lang. Trotzdem wurden auch interessante Aspekte angesprochen. Die Vorführungen von den Schülern und Kindergartenkinder waren eine nette Abwechslung, haben die Atmosphäre aufgelockert und für Stimmung gesorgt.


(Franzis und Hannah)

Freitag, 21. Oktober 2016

Accra

Am Mittwoch kam Jo bei uns rein und wollte unsere Reisepässe sehen; unser Visa war bereits abgelaufen! Wir waren uns eigentlich wohl sicher, dass drei Monate draufstanden, und noch sicherer, dass wir für drei Monate bezahlt haben. Nun gut, er sagte, Freitag würden wir gemeinsam nach Accra fahren. Wie lange wir denn weg sein werden, wollten wir wissen, worauf Jo erwiderte, lediglich einen oder zwei Tage. Wir fragten ihn, ob wir nicht bis Sonntag bleiben könnten und er uns bei der Gelegenheit ein bisschen Accra zeigen könnte (er ist dort aufgewachsen) und er stimmt zu. Donnerstagabend waren wir uns dann alle beisammen unsicher, ob es losgehen würde, da der Pick-up noch zur Reparatur unterwegs war; die Ansage war, wenn der Pick-up noch wiederkommt, geht’s morgens um 8:00 Uhr los. Spät abends kam Jan vom Telefonat wieder rein mit der Nachricht, der Pick-up ist wieder da. Wir packten also alle noch unsere Sachen zusammen, bevor wir schlafen gingen.
Morgens frühstücken wir gemeinsam ehe es losgeht, allerdings mit Monsignors Wagen, am Pick-up wird noch rumgewerkelt. Enttäuschend stellen wir fest, dass nicht Jo fährt, sondern unserer Fahrer. Für uns vier bedeutet das: sechs Stunden auf der Rückbank kuscheln!
Sechs Stunden, viele Schweißtropfen und einige „Beinkrämpfe“ später kommen wir dann auch endlich in Accra an.
Zuerst geht’s zum Bankautomaten: Jo schätzt das wir pro Person gut 500 Cedi zahlen müssen; soviel Geld haben wir natürlich nicht bar. Als wir alle unser Geld abgehoben haben geht’s zur National Identification Authority. Hier beantragen wir unsere non-citizen Identification Card. Nach circa einer halben Stunde kommen wir alle mit einer schicken Karte raus; nur die frisch gemachten Fotos sind vielleicht nicht so super schön.
Danach müssen wir erstmal wieder zum Bankautomaten: für die ID Card waren die Hälfte der 500 Cedi eingeplant, zahlen mussten wir aber 477 GHS. Mit wieder etwas mehr Geld in der Tasche geht es zum Sekretariat der ghanaischen Bischofskonferenz. Hier werden unsere Reisepässe eingesammelt und wir sollen jeder 330 GHS zahlen; da unser Visum bereits abgelaufen ist. Wir gucken uns die Reisepässe nochmal an, und stellen fest das bei zweien von uns eine 60, bei zweien eine 30 drinsteht. Die Herren am Schalter bei der Einreise scheinen unterschiedlich drauf gewesen zu sein. Nun ja, so müssen zwei nur 250 GHS zahlen. Auf dem Weg zum nächsten Raum frage ich Jo, warum wir den bitte der Bischofskonferenz Geld zahlen sollen. Jo erklärt mir, dass diese lediglich das Visum für uns beantragen. Na gut! Aber warum zwei Mal zahlen, für ID Card und Visum!? Das ist nun mal so, bekomme ich als etwas unzufriedenstellende Antwort. Anschließend essen wir gemeinsam in der Kantine.
Die Behördengänge sind erledigt, als nächstes fahren wir zu Jo’s Familie. Der ganze Kofferraum ist voll mit Lebensmitteln; und zwei Hühnern (immer wieder aufs neue habe ich mich während der Fahrt erschreckt, wenn diese einfach angefangen haben zu gackern). Wir begrüßen die Mutter und einige der neun (!) Geschwister. Nach kurzem – und nettem – Stopp fahren wir weiter. An der Universität halten wir und steigen aus. Mehrere Stunden werden wir mit Jo über das Gelände laufen. Die Universität ist hier eine eigene Kleinstadt. Viele Studenten wohnen auf dem Gelände, und man muss dieses auch eigentlich gar nicht verlassen. Es ist cool zu sehen, wie in Jo die Freude der Zeit wieder aufglüht. Er zeigt uns die Räume in denen er gewohnt hat (von außen) und jene in welchen er studiert hat (2 Jahre Tanz, 3 Jahre social work) und noch viel wichtiger, die Orte an denen er Sport gemacht hat. Sein Badminton Trainier ist immer noch Trainier für das Uniteam (ja, er hat in den ersten Jahren für seine Hall Fußball gespielt, dann aber auch für das Uniteam Badminton und für seine Hall Volleyball). Gegen einen jetzigen Studenten spielt er eine Partie: wir gucken gespannt zu; gar nicht schlecht die Performance! ;)
Danach dürfen Jan und ich uns ein bisschen austoben; sehr cool! Das System ist hier ein bisschen wie in Amerika, erklärt Jo: wenn du für deine Hall (es gibt auf dem Unigelände circa acht unterschiedliche; einige sind von Berufsgruppen – er hat am Ende in der Farmers Hall gelebt – gesponsert, einige vom Staat) spielst, bekommst du kostenlos einiges an Essen; und kannst das Student sein ein wenig mehr genießen. Wettkämpfe sind hier nahezu allgegenwärtig; genau das hat er so geliebt.
Es ist schon längst dunkel und wir hören auf unserem Weg über das Gelände laute Musik, wir gehen also erneut zu den Gebäuden wo getanzt wird. Nachdem wir gerade erst erfahren hatten, dass Jo auch Tanz studiert hat, wollen wir natürlich was sehen. Und bei einem Tanz tanzt er dann auch mit. Das ist schon cool; und er hat es auch wohl drauf :D Nach einigen Minuten kommt er nass geschwitzt wieder, wir gucken noch ein bisschen zu und gehen dann zurück zum Auto, welches uns zu unserer Unterkunft bringt. Wir verabschieden uns von Jo und dem Fahrer und verabreden, dass es morgen um 10:00 Uhr weitergehen solle.
Ich denke mir, dass man genau das hier schon echt vermisst: unter gleichaltrigen sein, Sport machen, sich messen, einfach Spaß miteinander haben. Hier sind wir entweder unter Lehrern und Erwachsenen oder bei den Schülern, diese sind zwar teilweise faktisch nur zwei-drei Jahre jünger, gefühlt ist das dann aber eben doch wesentlich mehr.
Nach kurzer Pause in unserem Zimmer (für fünf Euro pP/Nacht, mit Ventilator aber ohne Steckdose und mit Gemeinschaftsduschen) machen wir uns auf die Suche nach Essen. An der Hauptstraße des Viertels, Oxford Street ist der klangvolle Name, finden wir einiges: Restaurants mit deutschen Preisen – in Cedis gelesen alles viel zu teuer für eine Mahlzeit – und einige Möglichkeiten an der Straße zu essen. Wir entscheiden uns für gegrilltes Fleisch mit Brot – nur für unseren Vegetarier ist das nichts, Jan findet aber Teigwaren, die ihm schmecken. Als wir wieder im Zimmer sind, lassen wir uns erschöpft auf unsere Betten fallen, ein anstrengender Tag – dieses im Auto sitzen ist mindestens genauso anstrengend wie Sport.

Pünktlich um 10:00 – kleiner Spaß, natürlich eine Dreiviertelstunde zu spät kommt Jo mit dem Fahrer und wir machen uns auf eine Entdeckungstour durch Accra. Bei unserem ersten Stopp sehen wir den Park für Kinder (am Wochenende und in den Ferien wird hier Programm angeboten) und das modern anmutende National Theatre. Ein Bruder arbeitet hier, den erreicht Jo allerdings leider nicht.
Wieder im Auto machen wir uns auf den Weg zum Mausoleum des ersten Präsidenten Ghanas. Wir laufen am Park entlang (hineingehen hätte Geld gekostet) und kommen zum African market. Hier werden viele Kleinkunstartikel angeboten. Von Bildern über Holzfiguren und Trommeln bishin zu Kleidung und Rucksäcken im ghanaischen look bekommt man hier alles. Wir werden immer ins Hinterzimmer gebeten, damit wir uns auch wirklich alles anschauen können. Einige Sachen sind wirklich schön! Bis zum Meer sind es nur ein paar – echt dreckige, voller Müll beladene – Meter, dennoch ist der
Ausblick wunderschön und ich muss sofort hineinrennen. Natürlich ist die Welle höher als gedacht und macht mich bis zur Hüfte klitschnass. Aber hier ist es ja immer richtig warm! Warum ich hier nicht schwimmen gehen soll: zu dreckig. Und der Dreck ist tatsächlich mehr als ein kleines Schönheitsmarkel: alles ist voll Dreck, es ist schier unvorstellbar wieviel Plastikmüll das Meer anschwämmt (und auch die Leute teilweise hier hinbringen). Und sauber gemacht wird der Strand nur ein paar hundert Meter weiter, wo die teuren Hotels und Bars für „uns Weißen“ sind.
Auf dem Weg zurück bleiben wir an einem
Fußballfeld stehen. Nach wenigen Minuten wird angepfiffen und Jan und ich gucken gespannt den sich circa in unserem Alter befindenden Mannschaften zu. Es macht Spaß zuzugucken; und gemeinsam wird diskutiert, was man besser machen müsste und was gut gemacht wird :D
Viele Stunden sind vergangen und es wird Zeit für ein – mittlerweile leicht verspätetes – Mittagessen. Jo zeigt uns seine Senior-High-School und möchte mit uns eigentlich in der Kantine essen, diese ist aber zu. Dafür bestaunen wir den Fußballplatz, auf dem er gemeinsam mit der ghanaischen U17 Nationalmannschaft trainiert hat. Zuerst war das kostenlos, als dies aber später Geld kostete wollte sein Vater das nicht zahlen (nicht das der Eindruck entsteht er wäre geizig gewesen: er hat zehn Kindern die Senior-High-School und zweien die Universität bezahlt) und er konnte nicht mehr mittrainieren. Sonst wäre er vielleicht mit zur Weltmeisterschaft (der U17) gefahren; Ghana hat damals gewonnen!
Wir essen in dem Restaurant, in dem wir auch am Tag nach unserer Ankunft aus Deutschland gegessen haben. Irgendwie komisch und spannend, sich daran zurück zu erinnern.
Nach dem Essen geht es zum Circle, mein Handy soll hier repariert werden. Die einfache Regel lautet, was man hier nicht bekommt braucht man auch in ganz Ghana nicht erst zu suchen! Nach einiger Zeit des Wartens während der Reparatur (ich bin echt happy als mein Handy wieder einen strahlend neuen Display hat) setzen wir uns wieder ins Auto und fahren noch zur Accra Mall. Ich hoffe auf ein Stückchen Käse (ich glaube, den vermisse ich an Essen echt am meisten) und stelle in dem Supermarkt, in dem man tatsächlich nahezu alles kaufen kann (in dem übrigens auch – zumindest gefühlt – mehr nicht dunkelhäutige als dunkelhäutige zugegen sind) fest, dass dieser hier mindestens dreimal so teuer ist wie bei uns und entscheide enttäuscht, dass das Preise sind die ich nicht unterstützen kann! Wir kaufen ein paar Kleinigkeiten wie (niederländischen) Schokoaufstrich (Ghana ist zwar einer der größten Kakaoproduzenten der Welt, aber verarbeitende Industrie gibt es – nahezu – gar nicht. Also ist der Kakao schon ein bisschen rumgekommen). Anschließend geht es zurück zur Unterkunft – es ist mittlerweile auch schon wieder sechs. Jo verabschiedet sich von uns, er wird noch einen Tag länger in Accra bleiben. Wir verabschieden uns und bedanken uns herzlich, die zwei Tage in Accra waren echt cool!
Im Zimmer angekommen ist mein Handy Akku fast leer. Voller Enttäuschung und Frustration stelle ich fest, dass ich das Handy nicht mehr aufladen kann; bei genauer Betrachtung stelle ich fest, dass auch Kopfhörer und Mikro nicht mehr funktionieren. Jo bietet am Telefon an, es am nächsten Morgen abzuholen und zu dem Typ der es „repariert“ hat zu bringen, dass er es sich nochmal anschaut. Der Abend ist trotzdem irgendwie gelaufen.
Nach einer Pause machen wir uns auf, um wieder nach Essen zu schauen. An derselben Straße finden wir nur dieselben Möglichkeiten wie tags zuvor und kommen irgendwann am „Ende“ (hier wurde es dunkler und es gab keine Stände mehr) an. Jan schaut auf seinem Handy nach, wie weit es noch zum Meer ist (er hatte vorher schon festgestellt, dass es von unser Unterkunft nur eine gute halbe Stunde ist) und Jan und ich wollten die gut zehn Minuten noch gehen, die Mädchen entschieden umzudrehen.
In einem noch offenen Supermarkt kaufen wir uns Kekse, Saft und Baguette, davor kaufte ich mir eine gegrillte Wurst. Nach einiger Zeit des Laufens gingen wir durch eine Bar (das führte später zu Problemen – dazu schreibe ich vielleicht später nochmal extra was) und kamen am Meer an: einfach Grandios! Diese Ruhe und Kraft die das weite Meer ausstrahlt, bei dem angenehmen Geräusch der Wellen. Einige Minuten stehe ich einfach da, mit den Füßen im Wasser und genieße es. Ein bisschen des Frustes über das „reparierte“ Handy schwindet und ich merke, dass es mir einfach guttut, so dort zu stehen. Nach einiger Zeit entscheiden Jan und ich den Strand entlang zu gehen. Nach mehreren Minuten setzen wir uns auf Fischerschiffe, die dort stehen und genießen Saft mit Plätzchen (wir hatten uns auf Jans betreiben für die etwas edlere Variante entschieden – eine gute Idee!). Nach einer Weile machen wir uns auf den Rückweg.
Wieder auf der lauten Straße an einer Bar vorbeigehend holt Hannah uns ein, sie hatte den Schlüssel für das Zimmer. Wir setzten uns noch kurz zu den Mädels – natürlich in Gesellschaft einiger charmanter Herren – bevor wir ins Hotel zurückgehen und bald dann auch schlafen. Am nächsten Morgen werden wir erfahren, dass die Mädels noch in einen Club weitergezogen und erst um vier Uhr zurückgekommen sind.

Ich wache auf und bin – für mich wirklich sehr ungewöhnlich – sofort wach, denn ich möchte zum Strand! Es ist erst halb sieben – eine für mich normalerweise ohne Wecker nicht erlebbare Zeit – und nach einigen Minuten wird Jan dann auch wach – vielleicht habe ich ihn mit meinen mentalen Kräften geweckt :D Nach einigen Minuten und mit einiger Überredungskunst kommt der faule Herr dann auch aus seinem Bett und wir machen uns auf den Weg zum Meer. Trotz der frühen Zeit ein ganz schön schwitziges Unterfangen.
Am Strand angekommen, entkleidet und im Wasser wissen wir beide ganz genau: das hat sich gelohnt. Wir brechen die Wellen (:DD) und genießen zuerst die Kühle des Meeres und dann die Wärme der Sonne auf dem Sand liegend. Nach anderthalb sehr lohnenswerten Stunden machen wir uns auf den Rückweg. Die Mädchen sind mittlerweile auch auf und nach einer Dusche machen wir uns auf den Heimweg – diesmal mit etwas Platz! Jan navigiert uns sicher – mit einem kleinen Schlenker ;) – aus der Metropole heraus.
Ein schönes und anstrengendes Wochenende ist fast vorbei, als wir in Hohoe (ca. eine Stunde von uns entfernt) einfahren – denken wir. Unser Fahrer aber entscheidet sich noch bei seiner Familie vorbeizufahren. So kommen wir knapp drei Stunden später fertig zu Hause an. Eigentlich echt nett, wie unser Fahrer uns seine Familie vorgestellt hat (der zweijährige Sohn ist auch echt süß), aber wir waren halt doch fertig und wollten eher nach Hause.

Zu Hause angekommen gehen wir alle nach dem Abendessen bald schlafen – wir sind uns einig, dass sich solch ein Wochendtrip lohnt und wiederholt werden sollte! :-) 

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Ein Freitag

Hier ist das mit den Lehrern auch nicht anders als in Deutschland: so richtig oft arbeiten müssen die nicht :P Und da wir zu diesen gehören, haben wir jeden Freitag frei (keine Sorge, andere Lehrer arbeiten hier auch am Freitag) . Naja, nicht ganz: wir treffen uns morgens immer zum Meeting mit Jo, so auch heute morgen. Um 8:30 treffen wir uns im Büro. Wie die letzte Woche war wird besprochen, was gut und was nicht gut war, was sich gegebenenfalls verändern sollte. Alles Wichtige wird angesprochen, wir versuchen nächste Woche ein Staff-Meeting mit den Lehrern aus Attakrom zu organisieren. Jo fragt uns, was wir so vorhaben. Wir wollen heute nach Hohoe fahren, entgegnen Jan und ich. Da muss Jo mit einigen Mitarbeitern auch hin, er könne uns in circa einer halben Stunde mitnehmen. Ob noch Platz im Auto ist spielt dabei keine Rolle, aber dazu später mehr.
Wir gehen zurück in unser Haus, ich hole mein Frühstück nach, welches die anderen drei bereits vor dem Meeting eingenommen haben (warum auch immer man dafür so früh aufsteht :o).
Nach einer guten halben Stunde, das Frühstück hat in der Zwischenzeit geschmeckt und der Rucksack konnte auch noch gepackt werden, geht es los. Wir laufen zum Auto, der Pick-up ist bereits voll. Auf der Ladefläche steht eine uns mittlerweile bekannte Bank, Eric (ein Arbeiter vom Center) sitzt hierauf auch schon, Jan und ich gesellen uns zu ihm. Bereits an der ersten Kreuzung biegt der Pick-up in die falsche Richtung ab, wir fragen uns, ob der Sprit mal wieder nicht reicht (in dieser Richtung ist die Tankstelle näher; aber es ist hin und zurück immerhin ein Umweg von über 25 Minuten) oder ob wir noch jemanden abholen müssen. In Kadjebi angekommen lüftet sich das Rätsel: wir halten vor der Schule, hier haben wir schon einmal eine Kollegin von Jo abgeholt. Ein paar Minuten später steigt Sie ein, zu viert wird auf der Rückbank gekuschelt. Während wir warten stürmen viele Kinder, vor allem sehr junge, zum Pick-up und gruppieren sich um uns (wir befinden uns quasi in einer Art Schulzentrum, links und rechts der Straße sind Kindergarten, Grundschule und weiterführende Schule). Zuerst grüßen und winken uns die Kinder nur zu. Wir winken natürlich fleißig zurück. Dann beginnt eine von Ihnen mir die Hand zu schütteln; und als die anderen merken, dass man die Weißen“ sogar berühren kann, beginne ich mit beiden Händen ununterbrochen Kinderhände zu schütteln, teils gleich mehrere an einer Hand. Die ganze Zeit über hört man aus unterschiedlichsten Ecken „Obruni“-Rufe. Als der Pick-up losfährt, winken wir der mittlerweile echt groß gewordenen Gruppe (um die 100 Kinder werden da wohl gestanden haben) und einige Kinder rennen uns hinterher.
Mittlerweile sind wir das irgendwie gewöhnt, jeden Morgen winke ich aus dem Auto vielen Menschen zu, immer wieder freuen sich diese – ganz gleich ob Erwachsene oder Kinder – und winken erfreut zurück; aber so „krass“ wie gerade haben wir es noch nie erlebt. Auf der einen Seite ist es schön zu sehen, wie schnell sich die Leute freuen. Auf der anderen fühlt man sich manchmal wie die Queen die allen zuwinkt – allerdings eher mit einem komischen als mit einem majestätischen Gefühl. Heute war es aber wirklich wie im Film, als uns die Kinder rufend und winkend empfingen und verabschiedeten.
Als wir wieder bei der Kreuzung vorbeikommen, wo es links zurück zum Center gehen würde, hält der Pick-up erneut. Wieder steigen Personen ein. Auf der Begrenzung der Ladefläche sitzen nun rundherum Personen. Mit vierzehn (!) Leuten geht es Richtung Jasikan. Der nächste Stopp ist an der Senior High School, kurz vor Jasikan. Eine Schülerin war auch mitgefahren, Jo geht mit ihr in das Administration Gebäude. Die Senior High Schools sind hier riesige Komplexe, komplett ummauert, mit vielen Gebäuden sowie Sportmöglichkeiten. Ein Internat gehört im Normalfall dazu. Nach einigen Minuten – Jan und ich haben in der Zwischenzeit den Aushang studiert und festgestellt, dass es in Ghana ganz schön teuer ist zur Schule zu gehen – geht es weiter.
Unterwegs staubt es – auf der dunklen Kopfhaut sieht man den rötlichen Staub von der Straße sehr deutlich. In Hohoe angekommen, erklärt uns Jo wie wir zu einem Laden kommen, wo mein Handydisplay eventuell repariert werden könnte (der Grund, warum ich nach Hohoe wollte). Wir machen uns auf den Weg. Der freundliche Besitzer sagt, er könne uns nicht weiterhelfen, verweist uns aber direkt zu einem Kollegen. Wir warten dort eine ganze Zeit, bis er uns bittet in zwei Stunden wiederzukommen, dann wäre der Chef da. Na gut, auf zur Post!
Vor ein paar Tagen habe ich einen Zettel bekommen, ich muss mein Paket hier abholen. Wieder müssen wir eine ganze Zeit warten. Aus einer anderen Behörde (wir glauben irgendeine, die was mit Import zu tun hat) kommt nach einiger Zeit ein junger Mann. Ich soll mich an einen Tisch setzen und werde gebeten, dass Päckchen zu öffnen. Währenddessen telefoniere ich mit dem Chef des jungen Mannes, circa die Hälfte verstehe ich. Nach dem das Päckchen komplett entpackt und jeder Winkel begutachtet wurde, muss ich unterschreiben; und sieben Cedi zahlen. Wofür weiß ich zwar nicht so genau, aber nun gut, es gibt schließlich keine Alternative. Da die zwei Stunden längst noch nicht rum sind, gehen wir ins Internetcafé.
Die Idee war hier zu skypen – ein Traum sollte es bleiben! Wir sind gut zwei Stunden da, auch, weil uns der Regen festhält (der ist hier zumeist etwas stärker als bei euch zu Hause); Jan versucht nahezu ununterbrochen zu skypen, es klappt nur für fünf Minuten. Zwischendurch fällt der Strom aus (natürlich genau innerhalb der fünf Minuten). Als wir es endgültig aufgegeben haben, machen wir uns auf den Weg zurück zum Handytyp. Wieder sollen wir warten. Nach einer ganzen Zeit frage ich, wie lange denn noch, fünf Minuten ist die Antwort. Nunja, seine Uhr scheint sehr langsam zu laufen, aber irgendwann kommt der Chef dann auch, mit dem Ergebnis, sie könnten die Teile zu Dienstag besorgen. Der Preis beläuft sich allerdings auf 150 GHC, statt wie ursprünglich gesagt auf 80-90 GHC. Ich betone, dass ich von weiter weg komme und wirklich sicher wissen müsse, dass das Display dann auch wirklich da ist. Wir geben ihm Jans Handynummer, er würde sich melden.
Als „Weißer“ fällt man hier immer auf. Das bedeutet zum einen, dass man viel Winken muss. Zum anderen aber auch, dass man auf sein Geld ein wenig aufpassen muss. Denn „Weiß“ ist hier für einige gleichbedeutend mit „Baum an dem Geld wächst“; viele versuchen eben doch wesentlich mehr zu bekommen, als eigentlich angemessen (an dieser Stelle soll auch erwähnt sein: es gibt auch super viele, die einen besonders an die Hand nehmen, freundlich sind, einem Entgegenkommen!).
Wir suchen die Trotro Station auf (Jo ist schon länger wieder zu Hause) und machen uns auf den Rückweg. Müde sitzen wir im Trotro – ein anstrengender und leider nicht überaus erfolgreicher Tag neigt sich dem Ende. Als wir in Jasikan ankommen ist es bereits dunkel, bis das Taxi losfährt müssen wir etwas länger warten. Zu Hause angekommen genießen wir die kalte Dusche und das Essen.


(Jona)