Dienstag, 28. März 2017

Sportfest in Nsuta

Am Freitag, den 17.03.2017, fand bei uns an der Schule ein großes Sportfest statt. Hierzu waren alle umliegenden Schulen (Ketsi, Attakrom unter anderem auch Guaman) eingeladen. Geplant war ein Tag voll mit Sportcontests in Ausdauerlauf, Volleyball und Fußball. Früh morgens, nach dem bereits abgeschlossenen Ausdauerlauf starteten die Primary Schulen mit ihren Fußballspielen. Hier traten die U13 Schüler gegeneinander an, davon habe ich allerdings nichts mitbekommen:
Mein Tag begann damit, dass ich um 6 Uhr zu Ivy (einer Lehrerin) gegangen bin um ihr beim Kochen zu helfen. Bereits am Vortag hatten wir schon mithilfe von ein paar Schülern angefangen Palmnutsoup zu Kochen. Heute stand auf dem Plan, die Suppe fertig zu kochen und 130 Portionen Banku herzustellen. Das Essen sollte schließlich für die anderen Lehrer und auch für unsere sportlichen Schüler reichen. Um halb 7 trafen dann auch ein paar Schüler ein, die uns helfen wollten. Ivy war nun für die Suppe zuständig und mir wurde (mit der Hilfe der Schüler) die Aufgabe des Banku Kochens zugeteilt.


Dies hat sehr viel Spaß gemacht und ich fand es sehr interessant auch mal beim Zubereiten helfen zu können.
Um 12 Uhr waren wir fertig und konnten dann auch zur Schule gehen und unser JHS-Team anfeuern. Sobald ich an der Schule eintraf kamen die Schüler auch schon zu mir und haben mich mit zum Volleyballfeld genommen, da die Mädels dran waren mit Spielen (in der Woche zuvor wurde viel trainiert, sowohl in der Schulzeit als auch am Nachmittag nochmal, so oft ich konnte war ich beim Training anwesend :)). Die Mädels gewannen das erste Spiel gegen Guaman und dies sollte nicht der letzte Sieg des Tages bleiben. Dann ging es auch schon weiter mit Fußball, leider verloren hier unsere Jungs und sind somit ausgeschieden. Die Mädchen hingegen gewannen auch dieses Spiel und haben eine große Party im Klassenraum gestartet. Hier wurde gesungen, getanzt und auch getrommelt.
Jetzt hieß es allerdings erstmal Mittagspause. Ivy und ich verteilten Banku und Palmnutsoup an die Schüler und Lehrer. Die Schüler konnten gar nicht glauben, dass ich mitgeholfen habe zu Kochen, erst die Beweisbilder konnten sie überzeugen. Auf jeden Fall hat es allen geschmeckt :)
Nach der Mittagspause ging es auch direkt weiter. Die Schüler aus Nsuta hatten noch etwas Spielpause bevor die Mädchen wieder auf das Volleyballfeld durften. Jetzt hieß es Finale! Nsuta gegen Ketsi. Nach einem spannenden Spiel trat Nsuta als Gewinner hervor und für die Schüler gab es kein Halten mehr. Es ging direkt in den Klassenraum um wieder ordentlich zu Feiern und zu Tanzen. Auch ich durfte mich nicht drücken und wurde von den Schülerinnen zum Tanzen und Singen animiert :)
Leider konnten die Spiele, aufgrund der Tatsache, dass es hier schon gegen 18 Uhr dunkel wird, nicht beendet werden. Somit bleiben die anderen finalen Spiele offen. Im Finale für die Jungs im Fußball sowie im Volleyball wäre es nochmal für Guaman spannend geworden und auch die Nsuta Jungs wären für das Finale im Volleyball bereit gewesen :). Die Mädchen aus Nsuta hätten gerne auch noch im Fußballfinale ihr Können bewiesen, traurig, dass wir nicht zu Ende spielen konnten, war aber an dem Tag niemand. Alle waren bester Laune und hatten sehr viel Spaß. Auch mir hat der Tag und die ganze Woche voller Training sehr gut gefallen. So konnte auch ich die Schüler nochmal anders und ohne Schuluniform kennenlernen.

(Hannah)


Sonntag, 19. März 2017

Religionen

Johannes (einer der Teamer) brachte auf unserer Zwischenseminar Zeitschriften mit, am Ende der Woche durften wir diese mitnehmen. Ich habe uns den Spiegel Geschichte „Der Islam“ mitgenommen. Heute hatte ich diesen in der Schule mit und nachdem ich von einem unserer Lehrer in der Pause erfahren hatte, dass er Muslim ist, habe ich ihm die Zeitschrift in der zweiten Pause gezeigt. Gut, lesen konnte er davon jetzt nicht soviel, aber die Moschee von Cordoba lässt sich auch ohne Deutschkenntnisse bewundern. So kamen wir über Religionen ins Gespräch...
Vasco ist vor zehn Jahren zum Islam konvertiert (vorher war er römisch-katholisch). Als entscheidenden Grund, nennt er die Funerals der Katholiken. Für diese wird hier unglaublich viel Geld ausgegeben, dass macht keinen Sinn sagt er, vor allem, wenn kaum genug Geld für die Bildung der Kinder da ist. Auf meine Nachfrage hin, ob das der einzige Grund sei, sagt er nach einigem Zögern, dass es auch familiäre Gründe gegeben hätte. In seiner Familie ist er der einzige Muslim, seine Frau hingegen ist ebenfalls Muslima. Sie sei dies auch von Geburt an gewesen, erklärt er mir auf Nachfrage. Ebenso sagt er, dass die Heirat überhaupt kein Problem gewesen sei, auch wenn er zu der Zeit noch Katholik war; ganz im Gegenteil, das ist hier üblich. Er erzählt, dass auf der Feier nach der Taufe (was genau er meinte, habe ich nicht verstanden – auf jeden Fall irgendein Zusammenkommen von Freunden nach der Taufe des Kindes) eines Nachbarn mehr Muslime als Christen gekommen wäre – ganz normal, alle sind Freunde, da spielt der Glaube des anderen keine zentrale Rolle. Überhaupt, warum sollte man sich streiten, fragt er. Wir alle glauben an einen, da oben (er zeigt nach oben :D), und wir alle haben einen Weg, wie wir unseren Glauben leben oder ausdrücken, und wir alle Glauben, unser Weg sei der bessere; also soll doch jeder seinen Weg gehen, und dann ganz entspannt abwarten, wer in den Himmel kommt. Irgendwie eine sympathisch offene Einstellung, denke ich mir. Überhaupt, oft denke ich mir hier, ich würde mir wünschen, dass wir in Deutschland so friedlich, bzw. vor allem so unaufgeregt mit unseren Religionen umgehen, wie die Ghanaer. Jeder glaubt, jeder findet irgendwie seinen Weg – und der andere akzeptiert und respektiert es, ohne daraus groß ein Thema zu machen. Es spielt keine Rolle, ob die Nachbarin jetzt ein Kopftuch trägt oder nicht (es ist auch in der Schule erlaubt – bei uns trägt übrigens niemand eins, und ja, es gibt bei uns Muslime), ob der Nachbar und wenn ja wie oft betet, in die Moschee oder Kirche geht. Geschweige denn, dass es irgendjemand zum Politikum machen würde. Es ist ein friedliches neben- und ja, eben auch miteinander, wie man es sich aus meiner Sicht nur wünschen kann.
Ein was gibt es hier übrigens kaum: Atheisten. In einem Buch, was ich kürzlich las („Der Kosmopolit“) scherzte der Autor, wenn sich Ghanas Atheisten versammeln würden, so könnten sie dies in einer Telefonzelle tun. Die meisten sind christlich (es gibt hier ungemein viele charismatische Kirchen/„Pfingstkirchen“) oder muslimisch und/oder Angehörige einer der (Natur)Religionen Ghanas. Diese werden erstaunlich oft mit einer der beiden Buchreligionen vermischt, auch wenn sie sich eigentlich wiedersprechen.

(Jona – 20.02.2017)

Sonntag, 12. März 2017

Independence Day

Pünktlich wie eh und je stehe ich um kurz nach sieben auf dem Fußballfeld, wo heute die Parade stattfinden soll. 60 Jahre Unabhängigkeit von den Briten feiert Ghana heute; seitdem ist viel passiert, demokratische gewählte Präsidenten wechselten sich mit Militärputschen ab – mittlerweile ist der letzte Putsch aber viele Jahre her und man ist sich auch wohl sicher, dass man dorthin nicht mehr zurückkehren wird. Jedes Jahr gibt es am 06. März eine große Militärparade am Black Star Square in Accra; und in den Dörfern marschieren die Schüler. Ich schaue mich um, ein paar Zelte und Stühle sind aufgebaut, eine Ghanaflagge weht an einem Bambus – und ich bin ganz alleine! Dabei hatte ich Donnerstag extra nochmal nachgefragt: ich soll um sieben kommen, sie würden früh, wenn es noch kalt ist, marschieren; wenn ich erst nach acht kommen würde, bräuchte ich gar nicht mehr kommen. Ich überquere den Platz, setzte mich auf einen Stuhl, Gott sei Dank habe ich ja mein Handy dabei, alleine bin ich also schon mal nicht :D Nach einer knappen halben Stunde (die ich größtenteils mit dem Känguru Manifest verbracht habe, in Guaman ist das Internet einfach grausig), kommt James (den habe ich im letzten Term unterrichtet) und sagt mir, ich solle doch mal zur Schule gehen, die anderen würden sich dort treffen; er gehe aber noch zum Haus seiner Mutter – nun gut, ich mache mich auf, knapp 15 Minuten laufe ich durch den Ort, es ist ja noch nicht soo heiß.
Dort angekommen toben knapp 30 Schüler herum – kein Lehrer, weit und breit. Ich werde freundlich begrüßt, setzte mich, quatsche ein bisschen und warte. Um kurz nach acht kommt der erste Lehrer, Vasco. Er ist überrascht, dass er der erste Lehrer ist, dachte alle wären schon am Feld, wir setzten uns und quatschen und warten. Um halb neun dann ziehen wir gemeinsam mit der Primary und lauten Trommeln marschierend durch den Ort, zurück zum Fußballfeld. Auf dem Weg nehmen wir die Chiefs mit, sie laufen hinter uns her (ich habe das Prinzip leider noch nicht so ganz geblickt. Es gibt auf jeden Fall mehrere im Ort, dann gibt es auch noch Subchiefs und manchmal laufen die Elders auch neben denen). Am Platz angekommen, setzten sich die Chiefs, die Schüler stellten sich auf und wir setzten uns hinter ihnen.
Ein Programm wird herumgereicht (ganz schön viele Punkte denke ich mir :0) und nach Gebeten (christlich und traditionell; in Guaman gibt es keine Moschee) und Begrüßungen, sowie Singen der Nationalhymne und Aufsagen des Versprechens („pledge“) geht es dann auch los, die Schüler marschieren, class one (Primary) beginnt, Mädchen und Jungen jeweils getrennt.
Ich bin überrascht über die lockere Atmosphäre, habe mir das ganze irgendwie „autoritärer“ vorgestellt. Es wird viel gelacht, bei der letzten Gruppe läuft einer unserer Lehrer mit (ich bin sowas von froh, dass ich nicht mitlaufen muss; beim Üben wurde ich schon kräftig ausgelacht) und anschließend läuft ein Trupp der Müllabfuhr, sowie die Frauen aus dem Dorf, die vor den Chiefs statt dem obligatorischen Salut so tun, als würden sie Fufu pumpen/stampfen.
Als sich alle wieder auf den Weg nach Hause machen, lädt mich ein Lehrer auf ein Bierchen ein, gemeinsam sitzen wir noch eine ganze Zeit im Spot in Guaman und unterhalten uns sehr nett, ehe ich mich auf den Weg nach Hause mache.

Hannah, die währenddessen in Nsuta war (und eine Stunde später los ist, wie gemein!) und nur ein paar Minuten nach mir eintrifft, sagt, dass wir zum Mittagessen jetzt gleich zu Monsignor sollen. Also springen wir unter die Dusche, holen Essen und gehen zu Monsignor. Der  guckt die Liveübertragung aus Accra. Er lädt uns ein, uns auf sein Bett zu setzten und gemeinsam schauen wir, er erklärt immer wieder ein bisschen und erzählt über Ghanas Geschichte. Bald werde der Präsident sprechen, das wolle er vorm Essen noch sehen. Er sagt, ich solle doch Cola und Fanta aus dem Kühlschrank holen und während ich das tue, steht er auch auf, und holt, zu unserer Überraschung, von deutschen Besuch mitgebrachten Hochprozentigen. Ich rieche nur, Hannah probiert – wir beide wollen nicht. Monsi macht sich eine Mischung mit Fanta, ich probiere, ganz schön stark! :0 Monsi tanzt ein bisschen auf der Stelle, setzt sich wieder, erzählt uns was der Präsident so sagt; erklärt, dass das Einbeziehen der Partei in die Rede eine Provokation sei, die viele ärgern wird, anschließend essen wir gemeinsam.

Ich hatte einen echt netten und sehr unterhaltsamen Tag: auf dem Fußballfeld, im Spot und bei Monsi auf dem Bett! ☺

(Jona)

Donnerstag, 2. März 2017

Freiwillige Feuerwehr Nsuta

In den letzten Wochen hat es bei uns in der Nähe öfter mal gebrannt. Hier ist Trockenzeit, wir haben Temperaturen von 18° (nachts) bis 38° (mittags) Celsius. Zuerst hat vor ein paar Wochen abends eine große Fläche am Berg, den man von uns aus sieht, gebrannt (nachts, das sah schon beeindruckend aus), dann hat es an der vom Center gegenüberliegenden Straße gebrannt, vor gut einer Woche direkt an der Grenze zu dem Centergelände und erst vor ein paar Tagen ist auf unserem Schulweg ein gutes Stück verbrannt (hier war wohl ein Strommast umgekippt – sonst wird auch oftmals Feuer gelegt: Brandrodung).
Wir haben kaum gesehen, dass gegen das Feuer etwas unternommen wurde, höchstens haben wir Männer mit Macheten in die Richtung gehen sehen – wir vermuten sie haben Schneisen geschlagen, damit sich das Feuer nicht weiter ausbreiten kann.
Das Feuer ist wirklich ein klassisches Strohfeuer, es brennt kurz hoch auf, lässt die ausgetrockneten Gräser verbrannt zurück, zieht aber auch schnell weiter und lässt jenes, was vorher noch Grün war, relativ unbeschadet zurück.
Als das Feuer vor kurzem nun so nah an unserem Haus war sind Jan und ich mal gucken gegangen. Während ich fotografiert habe, hat Jan sich als Feuerwehrmann probiert – ich finde, er sollte dringend die Freiwillige Feuerwehr Nsuta gründen! ;)

(Jona – 18.02.2017)