»Gib einem
Hungernden einen Fisch, und er wird einmal satt, lehre ihn Fischen, und er wird
nie wieder hungern.« chinesisches
Sprichwort
»Wohltätigkeit
ist die Ersäufung des Rechts im Mistloch der Gnade« Johann
Heinrich Pestalozzi
Wir können uns echt glücklich schätzen, dass es bei uns
wenig um das Thema Spenden geht. Wir werden hier darauf nicht angesprochen,
unsere Organisation ist bereit, alles ausgesprochen Sinnvolle abzudecken,
bietet die Möglichkeit, dass die Spenden „kanalisiert“ werden, d. h.
unpersönlich und über die Organisation übermittelt werden.
Dennoch ist der Themenkomplex „Spendengelder“ einer, der
viele Freiwillige sehr stark begleitet (das konnten wir auch auf unserem
Zwischenseminar erfahren) und mit dem sich eine Auseinandersetzung lohnt, so
glaube ich, für jeden von uns, da die meisten von uns im Laufe ihres Lebens
(erhebliche Summen) spenden.
Spenden ist dabei sicherlich kein einfaches Thema und nicht
per se gut oder schlecht! Vielmehr ist eine oft formulierte Forderung, der
Spender sollte sich unbedingt die Mühe machen, genau zu schauen, wohin seine
Spenden fließen – das heißt keines Wegs, den Empfänger nicht zu vertrauen, denn
auch das ist sehr wichtig. Und gerade in der Situation als Freiwilliger, sind
Spenden ein besonders prekärer Punkt.
Bereits auf unserem Zwischenseminar habe ich mich mit
einigen über das Thema unterhalten, jetzt habe ich mir die Unterlagen der ICJA
„Spende gut, alles gut?“ (https://www.google.com.gh/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0ahUKEwj18dGkzJ_UAhVLKFAKHROZCRMQFggkMAA&url=http%3A%2F%2Fwww.weltwaerts.de%2Fde%2Fid-04-07-2016-spende-gut-alles-gut.html%3Ffile%3Dfiles%2F_media%2Fcontent%2FDokumente%2F3_EO%2FPublikationen%2Fpub_spendegut_DE_2016.pdf&usg=AFQjCNEOKD-A_EN2STjWwFJLhNiUV6AR5g)
durchgelesen – und möchte einige meiner Gedanken bzw. gewonnenen Punkte teilen.
Viele Punkte beziehen sich natürlich auch insbesondere auf Spenden im Kontext
von Freiwilligenarbeit, ich denke trotzdem, dass sie einen interessanten und
zur Auseinandersetzung anregenden Einblick geben können – vielleicht führt es
ja zu einem bewussteren Spenden.
Spenden schaffen immer eine Hierarchie zwischen Spender und
Spendenempfänger – teilweise gar ein Abhängigkeitsverhältnis.
Weiße werden im globalen Süden zumeist als Menschen mit viel
Geld, nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der Geldschöpfung wahrgenommen – wenn
schnell und problemlos Geld akquiriert werden kann, fördert das dieses Bild.
Wenn regelmäßig Spenden eintreffen, wird ggf. nicht mehr
selbst aktiv nach Lösungen gesucht, sondern nur auf die nächste Spende
gewartet.
Spenden laufen Gefahr, dass vorhandene soziale System zu
destabilisieren.
Spendenempfänger sind abhängig von der „Güte“ und „Stimmung“
der Spender, können Spendengelder (im Gegensatz zu staatlichen Hilfen) nicht
einklagen.
Spenden bevorzugen immer eine Gruppe, sind unfair (Oftmals
ist die Gruppe der Spendenempfänger gar nicht die Ärmste, sondern eine, die
über Kontakte verfügt, um Spendengelder zu akquirieren).
Spender erkaufen sich ein gutes Selbstwertgefühl, Spenden
wird zur Dienstleistung in einer ungerechten Welt.
Spenden täuschen über die viele Ungerechtigkeit im System,
die dringend verändert werden müssen, hinweg.
Spenden ist oftmals egoistisch motiviert, so kann ich die
Armut besser ertragen.
Spenden reproduzieren koloniale Denkmuster.
Spenden sollten versuchen, langfristig unabhängig zu machen
(„Angel“).
Spendengelder sollten „kanalisiert“ werden, d. h. über eine
Organisation und unpersönlich (der Spender wird nicht benannt) weitergegeben
werden.
Damit eine Nachhaltigkeit entstehen kann, müssen die
Personen vor Ort einbezogen werden.
Es sollte immer um einen Austausch gehen: A gibt Geld für
einen Garten, B verpflichtet sich dieses zu pflegen, das Gemüse auf dem Markt
zu verkaufen und der Gewinn kommt der Schule zugute.
Freiwilligen begegnet oft eine deutliche Erwartungshaltung,
wenn Vorgänger erhebliche Beiträge gespendet haben.
Niemand sollte in andere Länder gehen, um etwas „Gutes zu
tun“, im Heimatland für mehr Gerechtigkeit gegenüber Länder des globalen Südens
zu sorgen (Stichwort: unfaire Handelsabkommen) ist viel wichtiger.
Freiwillige schauen mit einer europäischen Brille, schätzen
Situationen schnell falsch ein, sehen nicht wo tatsächlich und wo vielleicht
gar nicht Geld benötigt wird.
Der eigentliche Sinn des Freiwilligendienstes – der kulturelle
Austausch – droht angesichts von Spenden schnell in den Hintergrund zu rücken.
Überprüft, ob eure Spende langfristig unabhängig oder
abhängig macht!
Spenden muss auf Augenhöhe stattfinden!
Haltet den Anteil der Spendengelder am Gesamtvolumen gering!
Maßnahmen immer unter Beteiligung aller Nutznießer
vereinbaren!
Spenden nicht zur Durchsetzung eigener Veränderungsideen
einsetzen!
»Ich höre, dass in New York
An der
Ecke der 26. Straße und des Broadway
Während
der Wintermonate jeden Abend ein Mann steht
Und den
Obdachlosen, die sich ansammeln
Durch
Bitten an Vorübergehende ein Nachtlager verschafft.
Die Welt
wird dadurch nicht anders
Die
Beziehungen zwischen den Menschen bessern sich nicht
Das Zeitalter
der Ausbeutung wird dadurch nicht verkürzt
Aber
einige Männer haben ein Nachtlager
Der Wind
wird von ihnen eine Nacht lang abgehalten
Der ihnen
zugedachte Schnee fällt auf die Straße.
Leg das
Buch nicht nieder, der du das liesest, Mensch.
Einige Menschen
haben ein Nachtlager
Der Wind
wird von ihnen eine Nacht lang abgehalten
Der ihnen
zugedachte Schnee fällt auf die Straße
Aber die
Welt wird dadurch nicht anders
Die
Beziehungen zwischen den Menschen bessern sich dadurch nicht
Das
Zeitalter der Ausbeutung wird dadurch nicht verkürzt.« „Nachtlager“, Bertolt Brecht
(Jona - 02.06)