Samstag, 24. Dezember 2016

Frohe Weihnachten

Genau heute sind wir seit vier Monaten in Ghana und somit ist ein Drittel der Zeit um. Wir verbringen nun das erste Mal Weihnachten so weit weg von zu Hause.
Wir wünschen euch allen Frohe und gesegnete Weihnachten – und in ein paar Tagen auch einen guten Rutsch in das neue Jahr; und bedanken uns für euer Interesse und eure Unterstützung!
Wir sind auf Reisen, deswegen kommen in nächster Zeit vermutlich auch keine Einträge – aber sobald wir zurück sind gibt’s bestimmt ein paar coole Fotos ;)

Liebe Grüße von uns vieren :)

Sonntag, 18. Dezember 2016

Update aus Nsuta



Ebenfalls haben Jan und ich auch schon mit unseren Homevisits angefangen. Wir besuchen die Schüler/innen zusammen mit Monsignor. In dem ersten Term konnten wir leider erst eine unserer Schülerinnen besuchen. Der Besuch war etwas ernüchternd aber trotzdem interessant. Leider wurde nur auf Ewe gesprochen und Monsignor musste für Jan und mich übersetzen. Viel mitbekommen was genau gesagt wurde haben wir so leider nicht. Wir hatten aber auch die Möglichkeit unserer Schülerin zu sagen was sie gut macht und woran sie noch arbeiten sollte.
Bei uns in Nsuta hat es etwas den Anschein das die Schüler nicht sonderlich interessiert an einem Homevisit von Jan und mir sind. Wir bleiben allerdings hartnäckig dran um auch die anderen Schüler noch besuchen zu können ;)
Sehr interessant finde ich hier die Familienverhältnisse. Die Kinder übernehmen sehr früh Verantwortung und kümmern sich viel um die jüngeren Geschwister. Dies ist denke ich etwas anders wie bei uns Zuhause (jeder der jüngere Geschwister hat kann das wahrscheinlich nachvollziehen :D).  

Vor einigen Wochen war bei uns an der 
Schule ein großer Kochwettbewerb zwischen der Form 1,2 und 3. Die Schüler wurden in Gruppen eingeteilt und hatten die Aufgabe verschiedene Gerichte herzustellen, nebenbei sollten sie diverse Fragen zur Zubereitung beantworten. Es wurden die traditionellen Gerichte Fufu, Bank und Reis mit den entsprechenden Saucen und Beilagen gekocht. Auch Jan und ich waren eingeladen den Lehrern und Schülern zu helfen (war gar nicht so einfach, da ich, glaube ich, mehr Fragen als die Schüler hatte). Wir halfen den Schülern dabei das Banks zu rühren und das Fufu zu pumpen. Außerdem probierten wir auch für uns neue Sachen, wie zum Beispiel den Bissap-Drink, bestehend aus Hibiskusblüten, Teeblättern und sehr viel Ingwer aus. Gegen Ende des Schultages durften wir alle Gerichte probieren, hierzu wurde auch die Primary school eingeladen. Das Essen hat uns geschmeckt, auch wenn man hier und da noch etwas nachsalzen musste :) Alles in allem war dies ein sehr interessanter und schöner Schultag. 

(Hannah)

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Tamale

Letztes Wochenende haben wir uns aufgemacht, in die Hauptstadt des Nordens.
Vor uns stand ein etwas gewagter Wochenendtrip, sodass wir uns erst einmal eine Warnung von Jo und Monsi eingefangen haben, nicht das uns auch schon bewusst war, dass 10 Stunden Fahrt vor uns lagen. Deswegen sind wir am Freitag auch, sportlich wie wir sind, um 5:30 morgens gestartet.
Nachdem wir glücklicherweise direkt ein Trotro von Kadjebi nach Nkwanta bekommen haben, erwartete uns dort die erste Ernüchterung.
Unsere Hoffnung von hier direkt nach Yendi zu kommen, wurde spontan per Privatwagen auf 300GHC p.P. beziffert, sodass wir uns in ein Trotro nach Kpassa setzen mussten, welches zu allem Überfluss 18 statt 14 Leute mitnehmen wollte, trotz normaler Größe (auf dieser Reise wurde uns sehr gut veranschaulicht, dass immer noch Platz ist :D).
Von Kpassa ging es nach Damanko, von Damanko nach Bimbilla, hier war das Trotro ein ehemaliger amerikanischer Schulbus mit Freiluftplätzen auf dem Dach ;)
Nach neun Stunden kamen wir in Yendi an.
Von hier aus „gönnten“ wir uns dann einen Reisebus nach Tamale, der sofort losfuhr und nur geringfügig teurer war (umgerechnet keinen ganzen Euro). Hier erlebten wir, dass es sich ganz anders anfühlt hinter luftdichten Scheiben, zurückgelehnt auf bequemen Sitzen und mit Klimaanlage, die Umgebung zu erkunden. Ich empfand es als interessant und trotzdem auch befremdlich, denn alles war auf einmal so weit weg, so surreal, war man doch eben noch gefühlt mittendrin.
Die Fahrt von Nsuta nach Tamale war nämlich äußerst interessant, wenn auch anstrengend.
Wir sahen, wie sich die Natur veränderte, von unserem sehr tropischen Klima, mit viel Wald und grün, hin zu einem trockeneren Klima mit viel Grasland und Savanne.
Außerdem wurde uns auch etwas von „Afrika, wie im Film“ geboten. Inmitten von Savanne tauchten kleine Dörfer mit Lehmhütten, samt Strohdächern auf.
Man merkte, dass gerade die ländlichen Gegenden des Nordens Ghanas einfacher aussahen und das es bei uns hier fruchtbarer ist (wir liegen hier übrigens auch in einer der fruchtbarsten Gegenden Ghanas), im Gegensatz zu dem trockeneren Norden.
In Tamale angekommen wurden wir von Joseph in Empfang genommen.
Nein, nicht der Joseph vom Center, sondern ein Freund von Father Agena, der in Deutschland studiert hat und zu dem Jona über Bekannte Kontakt aufgenommen hatte.
Wir nahmen uns ein Taxi und Joseph zeigte uns unserer Unterkunft, ein katholisches Gasthaus, das uns sehr an unser Center hier erinnerte.
Nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, plauderten wir etwas mit dem sehr netten Joseph. Er arbeitet bei einer NGO, die sich vor allem gegen Korruption einsetzt und versucht Betroffenen zu helfen und Täter anzuklagen. Später traf auch Father Agena in Begleitung einer Schwester ein. Es wurde sich um Essen für uns gekümmert, wir unterhielten uns nett und erfuhren, was man denn hier so sehen könnte und dass ein Wochenende nun viel zu wenig sei. Deshalb wurden wir auch netterweise direkt für eine ganze Woche eingeladen. Wir wurden also regelrecht vollkommen umsorgt.  
Am nächsten Tag war Father Agena auf einer Beerdigung, dass das hier oft ansteht war uns ja auch bereits bekannt... Daraufhin wurden wir zum Frühstück zu einem anderen Priester eingeladen, zu Father Simon, einem netten Herrn aus Papua-Neuguinea, der uns anschließend noch in das Zentrum zu dem „Cultural Market“ brachte. Hier verbrachten wir viel Zeit und stöberten durch diverse Läden von den hier ansässigen Künstlern und Verkäufern.
Wir (also vor allem ich :D) waren sehr angetan und quittierten dies auch mit dem ein oder anderen Einkauf :D
Danach schlugen wir uns durch den riesen Markt und erkundeten die Stadt und ihre große Moschee. Dazu muss man sagen, dass der Norden Ghanas deutlich muslimischer ist, als der Süden. Insgesamt sind in Ghana ca. 60% christlichen und 20% muslimischen Glaubens.
In Tamale dagegen sind ca. 84% der Einwohner Muslime, sodass wir am Freitagabend auch dem Konzert der Muezzine zum Freitagsgebet lauschen konnten.
Danach trafen wir Joseph wieder, der uns noch die katholische Kirche Tamales zeigte, bevor wir von Father Simon zum Abendessen abgeholt wurden. Nach einem weiteren netten Essen gingen wir auch schon schlafen, denn am Sonntag stand nun mal schon die nicht allzu kurze Rückfahrt an.
Wir hatten uns verschiedene Möglichkeiten zur Rückfahrt eingeholt und entschieden uns dafür, erstmal wieder nach Yendi zu fahren, in der Hoffnung diesmal etwas einfacher die Strecke bis Nkwanta bewältigen zu können.
In Yendi erwartete uns sogar die frohe Botschaft, dass es einen durchgängigen Bus nach Nkwanta gibt, der in 1 ½ Stunden losfahren sollte.
3 Stunden später fuhren wir dann auch tatsächlich los, in einem Bus, der 1 ½ Stunden mit bestimmt 20 Ziegen auf dem Dach und weiteren 35 im Kofferraum, sowie gefühlten Tonnen von Maissäcken, Bohnen etc. beladen wurde... Langsam, mit einem Reparaturstopp und zahlreicher Aufregung aufgrund der Ziegen (deren Transport auf dem Dach nicht unbedingt höchster Sicherheitsstandards entsprach...), kamen wir nach 6-7 Stunden Fahrt in Nkwanta an.  
Hier schnappten wir uns das gefühlt einzige Taxi, welches uns nach Kadjebi bringen wollte
(erst auch nur für einen überhöhten Preis, wir hatten uns über die Preise vorher schlau gemacht) und waren im Dunkeln wieder am Center, nachdem wir bei Sonnenaufgang aufgebrochen waren.
Ein insgesamt sehr spannendes Wochenende, wenn auch nicht minder anstrengend.
Glücklicherweise hatten wir in Tamale das Glück die Gäste von Father Agena, Joseph und Father Simon zu sein, die sich sehr nett um uns kümmerten und gleichzeitig freundliche und spannende Gesellschaft waren.

(Jan -  geschrieben am 27.11.2016)



Samstag, 10. Dezember 2016

End Of Term Exams

 Unser erster Term ist fast vorbei. Ein Viertel unser Zeit ebenfalls. Genau an Weihnachten (das ist mir gerade erst aufgefallen :0) ist ein Drittel vorbei. Genau, die Zeit ist reif für Ferien ;)
Vor jeden Ferien (diese gibt es hier immer nur zwischen den Terms, also drei Mal im Jahr) werden Examen geschrieben – in allen Fächern (nichts von wegen nur Hauptfächer oder so)! Wir stellen auch welche, jeweils in Mathe und Englisch. In Guaman schreiben „unsere“ Schüler Mathe und Englisch bei uns und die anderen Fächer ganz normal innerhalb der Klasse (sie haben zumindest kaum etwas von den jeweiligen Fächern verpasst), in Nsuta schreiben sie nur Mathe und Englisch. Franzis und ich haben uns in den letzten Tagen dann ab und an mal entspannt und sind nicht zur Schule gegangen (Es werden pro Tag zwei Examen á 105-120 Minuten geschrieben, es findet kein Unterricht statt) – schon ganz entspannt :D (Anm. aus Nsuta.: Also wir sind fleißig in der Schule und fungieren auch als Aufsicht etc. ;))
Ich habe das mit Tutu (Headmaster – und mein Lieblingslehrer ;)) so abgesprochen, für ihn war das überhaupt kein Problem, absolut verständlich, dass wir dann nicht zur Schule kommen. Als wir uns dann nach dem Englisch Examen auf den Heimweg machten und den anderen Lehrern sagten, Tutu war gerade nicht da, wir werden morgen nicht kommen, war Viktor (den mag ich nicht so gerne :D) ein bisschen aufgebracht und wollte dann auch sogleich wissen, ob wir das denn auch mit dem Headmaster abgesprochen hätten. Ich versicherte ihm, dass wir das natürlich getan hätten und fügte an, dass Tutu und ich uns sehr einig über die Sinnhaftigkeit dessen seien, und wir ließen ihn, glaube ich, ein bisschen verärgert zurück.
Ich habe das Gefühl, hier kann man tatsächlich einen Unterschied der Kulturen feststellen. Hier ist es sehr üblich, dass Angestellte (so auch Lehrer) sehr lange arbeiten. Die Lehrer sind die ganze Woche von Schulbeginn bis Schulende anwesend – aber auch bei den Küchenmitarbeitern haben wir das bereits festgestellt. Dabei wird aber ausgesprochen ineffektiv gearbeitet (ich glaube tatsächlich, das kann man so direkt behaupten). Zum einen, da vieles einfach sehr langsam (aus unserer Sicht, unserer Gewohnheit heraus bewertet) von statten geht und zu deutlichen Teilen auch gar nicht gearbeitet wird. Man legt den Kopf auf den Tisch und schläft, isst oder unterhält sich. Bei allem sprechen wir nicht von ein paar Minuten, sondern schnell auch mal von einer halben Stunde, oder auch zwei Stunden (ich glaube tatsächlich bei den Lehrern – einigen (!) Lehrern – sind die Pausen länger als „die Zeit zwischen den Pausen“).
Ich merke nun also, dass dieses ineffektive arbeiten für mich irgendwie sehr merkwürdig ist, sehr gegen mein eigenes, (für mich) logisches, Empfinden geht (natürlich habe ich mich ein wenig angepasst, auch meine Pausen händle ich „flexibler“ :D). Und auf der anderen Seite stelle ich fest, dass es (zumindest teilweise) als merkwürdig empfunden wird, wenn ich nicht präsent bin (auch dann, wenn ich nichts zu tun hätte; es nach meinem (für mich) logischen Verständnis gar keinen Sinn macht präsent zu sein). Das ist mir sowohl bei Viktor aufgefallen, als auch bei unserer Küche.
Bereits letzte Woche wurde Englisch geschrieben, heute dann Mathe. Als fleißiger Lehrer habe ich die Examina (Word Autokorrektur wollte Examina, ich habe mich gefügt, obwohl ich es eigentlich komisch finde :D) natürlich beide schon komplett durchgeguckt: und muss ehrlich sagen, ich bin ein bisschen enttäuscht, vor allem was Mathe angeht. Die Schüler wollen hier unbedingt, dass man alles bewertet (also mit „harten“ Zahlen; Examina sollen doch bitte mit Prozentpunkten bewertet werden).
Auch bei einfachen Aufgaben innerhalb unseres „Unterrichtes“ wollen die Schüler oftmals, dass ich eine „Benotung“ dranschreibe: also z.B. 6/10. Ich finde das irgendwie immer eher doof, aber naja, manchmal „wiedersetze“ ich mich, so manches Mal mache ich es dann auch.
Bei den Englisch Examina habe ich nur einige Aufgaben bewertet und keine Gesamtpunktzahl aufgeschrieben, bin auch trotz mehrmaligem Bitten dabei geblieben. Gerade in Englisch finde ich das auch echt schwer, ich wollte nicht bei jedem Wort so kleinkariert sein, vor allem, wenn so viele Wörter (kleinere) Fehler aufweisen. So konnte ich diese einfach korrigieren und trotzdem einen Haken dahinter machen.
Habe aber im Gegenzug versprochen, in Mathe dann inkl. Prozentpunkte zu bewerten. So kann ich euch jetzt die Prozentpunkte verraten: 30%, 33% und 46%. Natürlich sollten es keine 100% werden, aber deutlich über 50% hatte ich mir dann doch wohl erhofft; zumal zwei der Schüler deutlich vor Ablauf der Zeit abgegeben haben (der andere hatte tatsächlich einfach viel nicht bearbeitet – und trotzdem noch das beste Ergebnis). Meiner Einschätzung nach haben die Schüler im „Unterricht“ alle besser performt (okay, bei dem langsamen Schüler bin ich mir nicht sicher). So frage ich mich jetzt: lag es an der Drucksituation Examen (ist es für die Schüler überhaupt eine??) oder helfe ich im Unterricht doch immer dann wenn es schwierig wird durch (den einen entscheidenden) Tipp (eigentlich machen die Schüler auch immer Aufgaben, wo ich dann extra ein bisschen weg gehe)?
Inhalt der Examina war übrigens:
James – schriftliche Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, Häuser (diese coolen mit aufeinandergeschichteten Steinen, nach oben wird plus und nach unten minus gerechnet – ertappt, ich habe sie in der Grundschule geliebt J) und Zahlenreihen
Fianyo – schriftliche Addition, Subtraktion und Multiplikation, Häuser und Zahlenreihen
Emmanuel – schriftliche Addition und Subtraktion, sowie zusätzlich Aufgaben, die er mit dem Rechenschieber (der ist ganz schön toll, weil von mir selbst gebastelt, aus Eierkarton) lösen sollte.

(geschrieben am 05.12.2016 – Jona)