Vor jeden Ferien (diese gibt es hier immer nur zwischen den
Terms, also drei Mal im Jahr) werden Examen geschrieben – in allen Fächern
(nichts von wegen nur Hauptfächer oder so)! Wir stellen auch welche, jeweils in
Mathe und Englisch. In Guaman schreiben „unsere“ Schüler Mathe und Englisch bei
uns und die anderen Fächer ganz normal innerhalb der Klasse (sie haben
zumindest kaum etwas von den jeweiligen Fächern verpasst), in Nsuta schreiben
sie nur Mathe und Englisch. Franzis und ich haben uns in den letzten Tagen dann
ab und an mal entspannt und sind nicht zur Schule gegangen (Es werden pro Tag
zwei Examen á 105-120 Minuten geschrieben, es findet kein Unterricht statt) –
schon ganz entspannt :D (Anm. aus Nsuta.: Also wir sind fleißig in der Schule
und fungieren auch als Aufsicht etc. ;))
Ich habe das mit Tutu (Headmaster – und mein Lieblingslehrer
;)) so abgesprochen, für ihn war das überhaupt kein Problem, absolut
verständlich, dass wir dann nicht zur Schule kommen. Als wir uns dann nach dem
Englisch Examen auf den Heimweg machten und den anderen Lehrern sagten, Tutu
war gerade nicht da, wir werden morgen nicht kommen, war Viktor (den mag ich
nicht so gerne :D) ein bisschen aufgebracht und wollte dann auch sogleich
wissen, ob wir das denn auch mit dem Headmaster abgesprochen hätten. Ich
versicherte ihm, dass wir das natürlich getan hätten und fügte an, dass Tutu
und ich uns sehr einig über die Sinnhaftigkeit dessen seien, und wir ließen
ihn, glaube ich, ein bisschen verärgert zurück.
Ich habe das Gefühl,
hier kann man tatsächlich einen Unterschied der Kulturen feststellen. Hier ist
es sehr üblich, dass Angestellte (so auch Lehrer) sehr lange arbeiten. Die
Lehrer sind die ganze Woche von Schulbeginn bis Schulende anwesend – aber auch
bei den Küchenmitarbeitern haben wir das bereits festgestellt. Dabei wird aber
ausgesprochen ineffektiv gearbeitet (ich glaube tatsächlich, das kann man so
direkt behaupten). Zum einen, da vieles einfach sehr langsam (aus unserer
Sicht, unserer Gewohnheit heraus bewertet) von statten geht und zu deutlichen
Teilen auch gar nicht gearbeitet wird. Man legt den Kopf auf den Tisch und
schläft, isst oder unterhält sich. Bei allem sprechen wir nicht von ein paar
Minuten, sondern schnell auch mal von einer halben Stunde, oder auch zwei
Stunden (ich glaube tatsächlich bei den Lehrern – einigen (!) Lehrern – sind
die Pausen länger als „die Zeit zwischen den Pausen“).
Ich merke nun also,
dass dieses ineffektive arbeiten für mich irgendwie sehr merkwürdig ist, sehr
gegen mein eigenes, (für mich) logisches, Empfinden geht (natürlich habe ich
mich ein wenig angepasst, auch meine Pausen händle ich „flexibler“ :D). Und auf
der anderen Seite stelle ich fest, dass es (zumindest teilweise) als merkwürdig
empfunden wird, wenn ich nicht präsent bin (auch dann, wenn ich nichts zu tun
hätte; es nach meinem (für mich) logischen Verständnis gar keinen Sinn macht
präsent zu sein). Das ist mir sowohl bei Viktor aufgefallen, als auch bei
unserer Küche.
Bereits letzte Woche wurde Englisch geschrieben, heute dann
Mathe. Als fleißiger Lehrer habe ich die Examina (Word Autokorrektur wollte
Examina, ich habe mich gefügt, obwohl ich es eigentlich komisch finde :D)
natürlich beide schon komplett durchgeguckt: und muss ehrlich sagen, ich bin
ein bisschen enttäuscht, vor allem was Mathe angeht. Die Schüler wollen hier
unbedingt, dass man alles bewertet (also mit „harten“ Zahlen; Examina sollen
doch bitte mit Prozentpunkten bewertet werden).
Auch bei einfachen
Aufgaben innerhalb unseres „Unterrichtes“ wollen die Schüler oftmals, dass ich
eine „Benotung“ dranschreibe: also z.B. 6/10. Ich finde das irgendwie immer
eher doof, aber naja, manchmal „wiedersetze“ ich mich, so manches Mal mache ich
es dann auch.
Bei den Englisch Examina habe ich nur einige Aufgaben
bewertet und keine Gesamtpunktzahl aufgeschrieben, bin auch trotz mehrmaligem
Bitten dabei geblieben. Gerade in Englisch finde ich das auch echt schwer, ich
wollte nicht bei jedem Wort so kleinkariert sein, vor allem, wenn so viele
Wörter (kleinere) Fehler aufweisen. So konnte ich diese einfach korrigieren und
trotzdem einen Haken dahinter machen.
Habe aber im Gegenzug versprochen, in Mathe dann inkl.
Prozentpunkte zu bewerten. So kann ich euch jetzt die Prozentpunkte verraten:
30%, 33% und 46%. Natürlich sollten es keine 100% werden, aber deutlich über
50% hatte ich mir dann doch wohl erhofft; zumal zwei der Schüler deutlich vor
Ablauf der Zeit abgegeben haben (der andere hatte tatsächlich einfach viel
nicht bearbeitet – und trotzdem noch das beste Ergebnis). Meiner Einschätzung
nach haben die Schüler im „Unterricht“ alle besser performt (okay, bei dem
langsamen Schüler bin ich mir nicht sicher). So frage ich mich jetzt: lag es an
der Drucksituation Examen (ist es für die Schüler überhaupt eine??) oder helfe
ich im Unterricht doch immer dann wenn es schwierig wird durch (den einen entscheidenden)
Tipp (eigentlich machen die Schüler auch immer Aufgaben, wo ich dann extra ein
bisschen weg gehe)?
Inhalt der Examina war übrigens:
James – schriftliche Addition, Subtraktion, Multiplikation
und Division, Häuser (diese coolen mit aufeinandergeschichteten Steinen, nach
oben wird plus und nach unten minus gerechnet – ertappt, ich habe sie in der
Grundschule geliebt J)
und Zahlenreihen
Fianyo – schriftliche Addition, Subtraktion und
Multiplikation, Häuser und Zahlenreihen
Emmanuel – schriftliche Addition und Subtraktion, sowie
zusätzlich Aufgaben, die er mit dem Rechenschieber (der ist ganz schön toll,
weil von mir selbst gebastelt, aus Eierkarton) lösen sollte.
(geschrieben am 05.12.2016 – Jona)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen