Nun sind wir
schon über zwei Monate hier und sind im Laufe der Zeit auch schon vielen
verschiedenen Menschen begegnet.
Sehr vielfältige
und interessante Begegnungen, man muss sagen, dass wir uns nicht bemühen müssen
mit Leuten ins Gespräch zu kommen, denn zumeist kommen Personen hier auf uns
zu.
Für viele
Menschen hier sind „wir weißen“ einfach interessant, exotisch oder auch einfach
eine vermeintliche Möglichkeit an Geld zu kommen.
Das ist wohl auch
das, was man am ehesten beschreiben kann, diese zwei Phänomene...
Zum einen
begegnen uns oft Leute, die einfach interessiert an uns sind und mit denen man
schnell ins Gespräch kommt, auch wenn viele Gespräche meist flüchtig und
oberflächlich bleiben.
Zum anderen
begegnen uns auch viele Menschen, für die wir einfach nur „die reichen weißen“
sind (zugegeben: Leute, die aus Deutschland kommen und sich zumindest schon mal
einen Flug hierhin leisten können, sind für Ghanaer mit durchschnittlichem
Einkommen auch einfach reich).
Dann will man uns
auch nie „böses“ (-für mich ist der Versuch an Geld zu kommen, von keiner
bösartigen Absicht, wobei die Art der Versuche, teilweise unangenehm und auch
unverschämt sind) , sondern meistens spielt der eigene Traum von Europa und
Wohlstand die größere Rolle, dieser will uns erzählt werden.
Manchmal wissen
wir auch einfach nicht genau, ob man wirklich an uns interessiert ist, oder wie
wir den jeweils anderen verstehen sollen, aber genau diese Vielfalt macht das
ganze so interessant; und zugleich eben auch ungeheuer schwierig. Schwierig
erstmal zu begreifen und noch schwieriger, es dann in Worte zu fassen.
Ich finde zwei
Begegnungen von Jona und mir in Accra können einen kleinen und doch guten Einblick
geben, deswegen möchte ich im Folgenden versuchen, sie zu schildern:
Wie schon in dem
ersten Blogeintrag über Accra beschrieben, haben Jona und ich uns aufgemacht,
um an einen Abend noch etwas Meerluft zu schnuppern.
Nachdem wir die
Oxford Street (Ähnlichkeiten mit der in London sind durchaus vorhanden – hier
sieht man teure Autos und westliche Einkaufsläden) heruntergelaufen sind, kamen
wir in ein komplett anderes Viertel. Das andere Accra, ein Viertel das genauso
lebt, aber deren Bewohner nicht in teuren Einkaufsläden shoppen können und ein
Viertel, in dem nachts nicht alle Lichter leuchten und der Müll sich stapelt
und stinkt.
Wir gingen weiter
und sahen durch eine Bar hindurch auch schon, wie die Wellen auf den Strand
zurollten. Also gingen wir über die Treppe der Bar hinunter zum
menschenverlassenen Strand. In der Bar wurden wir noch nett angesprochen,
gleich mit dem Angebot einen mitzutrinken.
Wir wollten
jedoch erst mal Meerluft schnuppern und etwas den Strand und das anbrausende
Meer genießen, so ließen wir uns drauf ein, dass er ja auch runter kommen
könne.
Die angebotene
Gesellschaft ließ nicht lange auf sich warten, ein junger Erwachsener kam
herunter und so plauderten wir nett. Er erzählte u.a von seinem Traum nach
Europa zu kommen (man kann die Leute hier gut verstehen, eng getaktet fliegen
hier die großen Flugzeuge dicht über dem Strand in die weite Welt und der
„westliche Reichtum“ befindet sich nebenan und ist doch so weit entfernt...),
von seinen Auslandsaufenthalten in Lagos und Pretoria, dass er jetzt die Schule
beendet hat und zurzeit Handys verkauft. Ich erzählte ihm was uns hierhin
geführt habe und was wir so in einem Jahr in Ghana anstellen wollen.
Nach einer Weile
machten Jona und ich uns wieder auf den Weg, etwas den Strand zu erkunden.
Der Mann bat uns
an, nochmal wiederzukommen und für uns schien das auch nicht ausgeschlossen.
Dennoch wollten wir zunächst woanders unseren „gegönnten“ Saft zusammen mit
edlen Plätzchen (sie waren 50cent teurer als die ganz billigen) genießen.
Gesagt, getan. Wir setzten uns auf eine der mittlerweile nicht mehr
seetauglichen Pirogen, die gepaart mit heilen am Strand lagen und farbenfroh
zum Hinsetzen einluden.
Kurze Zeit später
traf unsere Bekanntschaft zusammen mit einem Freund ein, wir luden die beiden
ein, sich auch etwas zu nehmen (alles andere ist hier übrigens auch echt
unhöflich) und plauderten etwas.
Aus dem bisher so
freundlichen Gespräch wurde nach einiger Zeit leider ein Feilschen, die beiden
wollten Geld für das Betreten des Strandes durch die Bar. Etwas überraschend,
plötzlich und aus unserer Sicht nicht so stichhaltig, sodass wir während der
Diskussion einen ganz normalen Weg weg vom Strand ausspähten und diesen auch sogleich
nutzten, als der eine Mann zur Bar zurückging, um der unangenehmen Situation zu
entfliehen und nicht grundlos ausgenommen zu werden.
Das war die eine
Seite, wir waren zwar interessant und die Unterhaltung für alle Beteiligten
durchaus spannend, doch die verlockende Aussicht auf etwas Geld (es wäre jetzt
kein Vermögen gewesen, auch nicht für Ghanaer, gerade da die beiden sich ja
zumindest in der Bar jeden Abend einen Drink leisten konnten) war anscheinend
größer...
Die gegensätzliche
Begegnung wartete nur ein paar Schritte weiter:
Der eben noch so
freundliche Mann folgte uns jetzt und war nicht mehr so zuvorkommend (hier sei auch
erwähnt, dass er keineswegs aggressiv war, sondern einfach nicht mehr
freundlich und wohl auch angetrunken; seine Begleitung hingegen, der gerade
gegangen war um in der Bar Unterstützung zu suchen, schon eher), während wir zu
der nächsten Begegnung kommen. Ein weiterer Mann schien die Unschöne Situation
zu registrieren und grüßte uns, folgte uns und rief dem anderen Mann zu, dass
der Strand für jeden kostenlos zugänglich sei und auch ein freier Platz wäre...
Sodass sich unsere erste Bekanntschaft zurückzog.
Wir unterhielten
uns etwas mit Simon (so heißt der nette Mensch) und er begleitete uns ein
ganzes Stück bis zur Oxford Street. Witzigerweise trafen wir ihn am nächsten
Tag am Strand wieder und er erzählte mir von seinem Traum ein Business zu
errichten, anscheinend war dies schon der Traum seines Vaters und er hoffte nun
ihn wahr werden zu lassen, natürlich am liebsten in Europa oder zumindest mit
Geschäften dorthin.
Leider verstand
ich nicht immer, was genau sein Plan war, aber es war immer ein sehr
freundliches Gespräch. Gleichzeitig half er uns auch damit, dass er ein Auge
auf unsere Wertsachen hatte, während wir im Wasser waren (wir guckten trotzdem
immer wieder nach, aber gerade nach etwas Zeit konnte ich ihm zumindest etwas vertrauen
und hatte das positive Gefühl, dass da noch ein dritter aufpasst). Zudem hat er
sich für Jona eingesetzt, als dieser Fotos machte und andere dies als verboten
erachteten (in Accra war es früher nahezu überall verboten Fotos zu machen,
noch heute ist dies im Regierungsviertel an vielen Stellen nicht erlaubt – Jona
hat das Osu/Christiansborg Castle fotografiert, das nach seiner schlimmen
Vergangenheit in der Kolonialzeit als Regierungssitz fungierte und deswegen war
es tatsächlich lange verboten, es zu fotografieren; manche sagen, es sei immer noch
verboten :o) und wies wiederholt darauf hin, dass man hier frei sei.
Ich glaube, dies
war wirklich eine spannende Begegnung mit gegenseitigem Interesse.
Ich nahm gerne
seine Email-Adresse an, auch wenn ich ihm schon vorher klarmachen musste, dass
ich nicht der richtige für Geschäftskontakte nach Deutschland sei, ich dürfe
mich trotzdem einfach gerne melden, wenn ich Fragen zu Ghana oder Accra hätte.
Irgendwo war dies
„typisch“ für das, was wir hier so oft erleben. Generell sind wir sehr angetan
von der Freundlichkeit, die wir erleben. Aber genauso wie überall auf der Welt
gibt es hier zum Glück ganz verschiedene Menschen, manche sind eben freundlich
und meinen es auch so und andere haben leider andere (finanzielle)
Hintergedanken...
Wir freuen uns und
sind gespannt auf weitere Begegnungen!
(geschrieben am 21.11.2016 - Jan)
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