Mittwoch, 31. August 2016

Fufu

Was gegessen wird, muss nun mal auch zubereitet werden. Vier Personen arbeiten in der Center-Küche. Vor ein paar Tagen wurde den Mädchen bereits vorgeführt wie Fufu zubereitet wird, die Jungs mussten natürlich tatkräftig mithelfen ;)

(Jona, Jan)

Dienstag, 30. August 2016

Orientation meeting

Gestern vereinbarten wir, uns heute um 10:00 Uhr zum orientation meeting zu treffen. Den Ort haben wir wohl auch vereinbart, allerdings wussten wir vier ihn heute morgen nicht mehr. So irrten wir im Regen über das Center-Gelände und suchten Monsignor vergeblich. Eine Dreiviertelstunde später wurden wir über die Küche gerufen, ließen uns den Weg erklären und gingen zur Office, wo Monsignor und Joseph ihre Büros haben und uns bereits erwarteten. Wir bekamen einen Ablauf in die Hand gedrückt und da sich keiner meldete, sprach Monsignor das Gebet. Nachdem er uns willkommen geheißen hatte startete er mit der self evaluation, danach waren wir dran. Demnach geht es uns allen physisch wie psychisch gut, niemand hat einen Kulturschock erlitten, wenngleich das „Anderssein“, auffallen und gerufen werden (Obruni) für uns alle noch gewöhnungsbedürftig ist. Wir hoffen auf viele spannende Erfahrungen mit der Kultur und den Menschen, Erlernen des Englischen und Freundschaft mit uns umgebenden Menschen.

Hierauf folgte eine längere Einführung Monsignors in die ghanaische Kultur und deren Umgangsformen, gespannt lauschten wir.
Grüßen ist hier sehr wichtig, man grüßt Leute auch wenn man sie nicht kennt. Bereits bei unseren ersten gemeinsamen Erkundungen waren wir erstaunt, wie viele Leute Monsignor grüßt; dies können wir uns nun besser erklären. Kinder hingegen grüßt man nicht, man fragt stattdessen „how are you?“. Generell stellt man diese Frage eher jüngeren und grüßt Ältere.
Spannend fand ich auch das „Heiratssystem“: es gibt hier drei Möglichkeiten, nach denen man heiraten kann: 1. Customery marriage, 2. Church marriage und 3. Court marriage. Erstere Bedeutet, dass die Familien der Ehe zustimmen, sich treffen und eine Art Mitgift geben; bereits hiernach nennt sich das Paar Frau und Mann. Einen offiziellen Charakter hat dies nicht. Es ist möglich, diese Ehe zu trennen und eine neue zu schließen. Bevor dies allerdings passiert, setzt man sich in der Regel mit den Familien zusammen, hört sich das Problem von beiden Seiten an und versucht eine gemeinsame Lösung hierfür zu finden. Denn hier heiratet man nicht „alleine“, sondern „mit“ der ganzen Familie. Wie so oft, hat dies aus meiner Sicht beiderlei Seiten. Auf der einen Seite finde ich es beeindruckend, dass die Familie gerade in schwierigen Situationen hinter einem steht und die Kultur es gebietet, dass auf eine so starke Art und Weise geholfen und unterstützt wird. Auf der anderen Seite muss man sich als Kind auch „reinreden“ lassen, wenn man heiraten möchte. Eine Heirat geht nur, wenn die Familie (!) zustimmt. Familie bedeutet hier übrigens nicht nur die Eltern, wenn die Tante nein sagt, wird es schon schwierig, aber dazu später mehr. Auch wenn es eigentlich verboten ist, haben Männer hier teilweise mehrere Frauen, normal ist das allerdings nicht. Die Church marriage kann zumindest in der katholischen Tradition nicht einfach geschieden und neu geschlossen werden. Wohl ein Grund, warum viele Menschen, auch wenn sehr katholisch und jeden Sonntag in der Kirche, diese nicht schließen und daraufhin auch nicht zur Kommunion gehen. Die katholische Kirche versucht hier derzeit, die Court marriage (vergleichbar mit unser staatlichen) bei der kirchlichen gleich mitzuschließen. Wenn es zu einer Scheidung kommt, hilft der Staat dann nämlich dabei, den Besitz zu verteilen. Wenn diese nicht geschlossen ist, kommt es in Ghana öfter zu Problemen, denn hier gibt es Gebiete in denen „patrimonial inheritance“ und welche in denen „maternal inheritance“ herrscht. Je nachdem in welchem Gebiet man lebt, wir wohnen übrigens in ersterem, kommt die Familie des Mannes oder die der Frau und nimmt sich das ganze Hab und Gut, die andere Seite geht leer aus.
Auch in dem Gebiet wo wir leben werden immer wieder neue Kirchen und andere Gotteshäuser gebaut, es gibt die unterschiedlichsten Religionen. Für mich drängt sich die Frage nach dem zusammenleben auf – Monsignor versichert, dass hier ein friedliches Zusammenleben gut funktioniert. Heiraten Menschen auch zwischen Religionen? – muslimische Männer heiraten durchaus katholische Frauen, versuchen diese dann in der Regel in ihren Glauben zu konvertieren. Andersrum gibt es das quasi gar nicht.
Bei öffentlichen Anlässen werden aufgrund der unterschiedlichen Religionen immer drei Gebete gesprochen: ein christliches, ein muslimisches und eines für die verstorbenen Ahnen. Der letzte, streng christliche Präsident versuchte drittes abzuschaffen – scheiterte jedoch an vielen Protesten.
Jede Region hat hier einen Chief. Dieser ist vergleichbar mit europäischen Royals. Er bestimmt über das Land und hat einen entscheidenden Einfluss in seiner Region. Diese Chiefs gibt es in allen Regionen, so auch in Accra. Wenn er über ein etwas größeres Gebiet bestimmt, setzt er für die einzelnen Städte Vertreter ein, welche sich dort um alle Angelegenheiten kümmern. Wenn man in eine Region kommt und dort verweilt, stellt man sich beim Chief vor, wie wenn man bei jemandem zu Gast ist – das müssen wir die nächsten Tage wohl auch noch machen.
Beerdigungen werden hier groß gefeiert – Geburtstage hingegen kaum. Monsignor erklärt, dass sie versucht hätten dies zu ändern, man möchte eine größere Wertschätzung für das Leben erreichen – erfolglos. Bereits auf unserer ersten Funeral haben wir im Anschluss aber auch Frauen intensiv schluchzen sehen, diese Extremität des Feierns auf der einen und Trauerns auf der anderen Seite hat mich verwundert. Auf meine Nachfrage hin inwiefern man denn auch trauere, bezeichnet Monsignor Funerals als „crying parties“. Es gibt irgendwie einen „Gefühlsmischmasch“, Freude und Party auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber gerade bei der Familie auch starke Traue, dass die geliebte Person nicht mehr unter ihnen ist. Irgendwie schwer zu fassen diese Gegensätze, finde ich. Und zugleich auch schön, dass der Glaube dazu führt, dass man auch im Tod sehr deutlich positive Aspekte erkennen kann.
Ganz wichtig, die linke Hand ist für die Toilette – das bedeutet nur die rechte wird benutzt zum Geben und Nehmen von Dingen, zum Essen etc. Das werden wir vermutlich noch das ein oder andere Mal falsch machen, aber wir geben unser Bestes ;)
Wie bereits angesprochen, hat die Familie hier einen anderen Stellenwert; wobei damit vor allem die Großfamilie gemeint ist. Wenn die eigenen Eltern sich zum Beispiel wenig um einen kümmern ist es durchaus üblich zu Tante und Onkel zu ziehen. Oder wenn eine andere Familie näher an der Schule liegt, wird man manchmal von dieser in die Familiengemeinschaft aufgenommen, sodass es weiterhin möglich ist zur Schule zu gehen. Des Weiteren ist es üblich, den Onkel Vater zu nennen und andersrum das der Onkel einen Sohn nennt; und dass man zu seinen Cousinen Schwester sagt usw. Diese werden dann oftmals auch so vorgestellt; wenn uns jemand als Vater vorgestellt wird, kann es also durchaus sein, dass er biologisch der Onkel ist.
Teil des Respekts gegenüber Älteren ist, dass diese Jüngere schicken können, Dinge zu holen oder ähnliches. Dieser Respekt gegenüber Älteren ginge allerdings mehr und mehr verloren, so Monsignor. Einige bedauern dies wohl, was ich auch aus unserem Land kenne :o
Weiter zur Kindererziehung: Schlagen sei mittlerweile verboten, werde aber teilweise sowohl in der Schule als auch zu Hause noch angewandt.
Jemanden z.B. als dick zu bezeichnen, welcher dick ist, ist hier völlig normal und wird als Spaß verstanden; irgendwie eine komische Vorstellung, aber wir werden es wohl erfahren.
Zu guter Letzt, womöglich wichtig für alle mit Freund oder Freundin: in der Öffentlichkeit küsst man sich nicht, auch nicht als Ehepaar.
Monsignor glaubt alles Wichtige gesagt zu haben, wir haben fleißig notiert und werden versuchen alles umzusetzen.

Nun ist Joseph dran, er stellt uns das Projekt vor, wie es bisher war:
Dieses gibt es seit 2000, es wurde ins Leben gerufen, da man festgestellt hat, dass die Landbevölkerung oft nicht so viel Wert auf education legt, die Kinder oft nicht zur Senior High School (vergleichbar mit unser Oberstufe) gehen (dies hat teilweise auch finanzielle Gründe). Das Projekt versucht, diesem entgegenzuwirken. Joseph arbeitet als career guidance (eine Art Berufsberatung) an zwei Schulen, gemeinsam machen wir home visits, Elternabende werden organisiert, Büchereien eingerichtet. Wir arbeiten an vier Tagen in der Woche an zwei Schulen mit dem Ziel, in der Junior High School die Schwächsten zu unterstützen und den Besten die Möglichkeit zu geben, den Sprung zur Senior High School zu schaffen. Des Weiteren sind wir an zwei Nachmittagen in einem anderen Ort, dort betreuen wir eine mobile Bücherei und unterstützen beim Lesen und Schreiben lernen einiger Schüler. Darüber hinaus werden Alleinerziehende unterstützt, Kranken wird geholfen und Behinderte werden gezielt längerfristig unterstützt. Nun liegt es an uns, uns in diesem Rahmen gut einzubringen und gut mitzuhelfen. Joseph betont mehrmals, dass er sich wünscht, dass wir als Team gut zusammenarbeiten; ein Wunsch den wir alle teilen und der mich hoffen lässt, dass wir eine angenehme Zusammenarbeit genießen können. Überhaupt finde ich Joseph ruhige und zugleich offene (und viel lachende Art) ausgesprochen angenehm, ich freue mich auf das gemeinsame arbeiten und glaube, dass wir viel von ihm lernen können.
Die anderen Programmpunkte werden auf einen späteren Zeitpunkt verschoben – das wichtigste ist besprochen und es ist bereits halb zwei. Auf dem Rückweg holen wir direkt unser Essen aus der Küche ab.

(Jona)

Sonntag, 28. August 2016

First mass and Fufu

An unserem ersten Sonntag in Nsuta holt Monsignor uns um 7:00 Uhr zur Messe ab. Nach ca. 30 Minuten kommen wir in Jasikan an der Kirche an. Zuerst sind wir vier verwundert, ob wir richtig sind, da wir keine für uns bekannte Kirche entdecken können. Wie sich nachher rausstellt findet der Gottesdienst in einem privaten Haus statt, normalerweise dient das Zimmer, was wir nutzen als Wohnzimmer. Uns wird vor Ort erklärt, dass diese Community erst vor vier Wochen gegründet wurde. Diesen Sonntag war somit erst die zweite Messe mit einem Priester. Gegründet wurde die Community, da die Kathedrale von Jasikan für einige Bewohner zu weit entfernt ist und so kleinere Kirchen im näheren Umkreis entstehen. Auf lange Sicht ist jedoch geplant eine neue Kirche zu bauen, Angebote für mögliche Grundstücke wurden bereits eingeholt.
Wir haben die erste Messe des Tages besucht, diese wird neben Ewe auch in Englisch gehalten. Unsere Erwartungen (Franzis und Hannah) an die Messe werden größtenteils bestätigt, es wurde enthusiastisch gesungen und viel geklatscht.
Gestern hatten wir uns bereits gewundert, dass nicht alle Anwesenden nach vorne zur Kommunion gehen. Heute haben wir gelernt, dass Personen, die nur staatlich verheiratet sind oder Kinder haben ohne verheiratet zu sein, keine Kommunion empfangen. Uns erstaunt, wie viele Ehepaare dies betrifft, so sind wir heute wie gestern nur wenige, die nach vorne treten.


Nach der Messe fahren wir wieder nach Nsuta zum Center und haben bis zum Mittagessen die Zeit zur freien Verfügung.
Wir beide (Franzis und Hannah) können in der Küche beobachten, wie das traditionelle Gericht Fufu zubereitet wird. Hierbei werden gekochte Plantains (Kochbananen) und Cassava mit einem großen Mörser zerstampft und zu einem klebrigen Brei vermengt. Zusammen mit Monsignor essen wir zu Mittag, unser erstes Mal mit Händen. Über das Fufu wird eine Suppe mit Hähnchenfleisch und Gemüse gegeben, wobei einige von uns die Schärfe sehr unterschätzt haben. So bleiben bei Jan und Hannah noch Soße über, die normalerweise getrunken wird. Monsignor und Jona (der übrigens kaum Suppe genommen hat) amüsiert es, wie wir mit der Schärfe zu kämpfen haben. Kein Wunder bei tränenden Augen und Schweißausbrüchen.... Geschmeckt hat es uns trotzdem allen.


(Franzis und Hannah)

Samstag, 27. August 2016

Our first funeral

Um 7.30 ging es los, zu unserer ersten ghanaischen Beerdigung. Der Vater einer Küchenmitarbeiterin war gestorben und da eine Beerdigung ein gesellschaftliches Event ist, bei dem man sich blicken lassen sollte, wie Monsignor uns erklärt hat, wurden wir mitgenommen.
Die Fahrt über wechselhaften Untergrund und zu viert auf der Rückbank waren wir ja nun schon gewöhnt. Nach ca. 1 ½ Stunden wurden wir dann mit viel Musik in einem kleinen Ort südlich von Hoehoe empfangen. Schnell bemerkten wir, dass man hier bei einer Beerdigung vor Allem auch das Leben nach dem Tod feiert. Es herrschte eine fröhliche Stimmung und wir wurden wieder von vielen Leuten freundlich begrüßt und willkommen geheißen. Schnell ging es zur Messe, aber zuerst haben wir den in einem Raum sehr schön hergerichteten Leichnam bestaunt, der auf einem Stuhl saß und von den Angehörigen besungen, betanzt und verabschiedet wurde.
Dann begann unsere erste Messe in Ghana, bei der wir erst einmal von der Anzahl der Besucher erstaunt waren, es waren mehrere hundert Leute gekommen. Monsignor hat uns dazu nachher, als wir die Menschen zurück in ihre Heimatdörfer pilgern sahen, auch erklärt, dass es sich gehört bei einer Beerdigung einer Person aus dem weiteren Bekanntenkreis blicken zu lassen. Die Messe selber war für uns etwas undurchsichtig, da sie auf Ewe gehalten wurde und wir dementsprechend fast nichts verstanden haben. Wir haben aber gespannt den Tänzen und dem Ablauf zugesehen und vielen Worten und Musik gelauscht. Interessant war auch, dass die engsten Verwandten (Witwe, Kinder und Enkelkinder) jeweils ein Tribut/ Nachwort über den Verstorbenen geschrieben haben, diese jedoch von anderen Personen vorgelesen wurden (auf Englisch, sodass wir sie verstehen konnten), wie Joseph uns nachher erklärt hat. Anschließend wurde der Leichnam von einigen wenigen zum Friedhof begleitet und dort begraben. Währenddessen wurden wir mit Johanna, einer Küchenmitarbeiterin vom Center, zu einem Haus geführt, indem wir später essen sollten. Nach einer Weile kamen Monsignor, ein anderer Priester und weitere Leute zu uns und wir begannen zusammen zu essen. Ich hatte das Gefühl, dass man sich sehr um uns gekümmert hat und fühlte mich geehrt im Haus mit den Priestern zu essen. Für uns gab es dann die angeblich weniger schärfere Essvariante, Reis mit einer Soße, mit der manche von uns aufgrund der Schärfe zu kämpfen hatten. Gut geschmeckt hat es allen! Danach haben wir uns von allen verabschiedet, auch von der trauernden Familie. Uns wurde erklärt, dass man sich hier in dieser Gegend der Familie gegenübersetzt und ein paar Worte zur Verabschiedung wechselt. Das war für uns noch ungewohnt. Aber auch nach diesem Tag kann ich nur sagen, dass zwar manches ungewohnt für uns ist und wir uns noch in die Kultur einleben müssen, aber die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen beeindruckt weiter.

(Jan)

Freitag, 26. August 2016

Willkommen geheißen

Wir fahren durch’s Tor ins Center. Wir alle sind überrascht, wie groß es ist. Mehrere Gebäude stehen hier umzäunt, wir fahren zwischen einigen her und kommen vor ein Haus, vor welchem Joseph anhält. Monsignor, Priester, „Nachbar“ und unser Mentor, kommt, stellt sich als Vincent vor und begrüßt uns ausgesprochen freundlich. Die Tür ist verschlossen, Joseph kümmert sich um einen Schlüssel. Als wir drinnen sind, bittet Monsignor uns, uns zu setzen. Gefragt ob die Reise gut war werden wir über die nächsten wichtigen Dinge aufgeklärt. Wir werden gefragt wer unser Leader ist (wir hatten uns vorher demokratisch auf Jan geeinigt, alle außer er selbst waren für ihn) und ihm wird gesagt, welcher Raum für das nächste Jahr seiner sein wird (direkt am Wohnzimmer, zwei Fenster). Wir anderen dürfen uns zwischen drei baugleichen (einziger Unterschied zu dem Leaderroom: ein Fenster) Zimmern einigen. Wir bringen unser Gepäck rein. Aus der Küche holen wir unser Abendessen, zu viert. Ein Fehler, wie sich kurze Zeit später rausstellt. Die hinter uns zugezogene Tür können wir nicht mehr öffnen, obwohl wir vorher genau dies getestet hatten. Wir müssen Monsignores Hilfe wohl direkt in Anspruch nehmen. Er weiß auch nicht wie diese zu öffnen ist und ruft den Rezeptionisten Samson, er hilft uns wieder rein zu kommen. Reis mit Soße. Wir richten unsere Zimmer ein und verzweifeln auf der Suche nach dem vierten Moskitonetz unser Vorgänger. Dann gehen wir schlafen. Die erste Nacht im eigenen, neuen Bett.
Am nächsten Morgen holen wir unser Brot aus der Küche ab. Die noch abends bekomme Margarine schmeckt ausgesprochen salzig. Wir spielen Gesellschaftsspiele. Beim Mittagessen kommt Samson rein. Er arbeitet am Center in der Küche. Er unterhält sich länger mit uns. Nach einer Weile fragen wir ihn, ob er uns Nsuta zeigt. Ein paar Minuten später geht’s los, eine Rundtour durch das Dorf. Wir werden uns wohl dran gewöhnen müssen aufzufallen und angeguckt zu werden, wir sind nun mal die einzigen „Weißen“ hier. So wird uns von einigen Kindern neugierig „Obruni“ nachgerufen. Samson meinte, wir sollen freundlich „Bebeni“ („Schwarzer“) erwidern. Von vielen werden wir gegrüßt und herzlichen willkommen geheißen, einigen reichen wir die Hand und stellen uns gegenseitig vor. Franzis muss jedes Mal erwähnen, dass ihr Name in Deutschland ein Frauenname ist, das ist hier wohl anders. Wir treffen auch zwei Lehrer, mit denen zwei von uns zusammenarbeiten werden. Die Gespräche sind immer sehr herzlich, es ist schon das Gefühl übermittelt zu bekommen, dass man willkommen ist! Bevor es zurückgeht, zeigt uns Samson sein Zimmer. Ein kleiner Raum in einem gemauerten Haus (fast alle Häuser sind so). Auch ein Nachbar, der ehemalige Headmaster der Schule, begrüßt uns herzlich. Auf dem Weg zurück zum Center kommt uns Joseph entgegen. Wir fragen ihn ob wir in den nächst größeren Ort fahren können, Kadjebi. Das geht in Ordnung. Wir holen unser Geld im Center, Samson organisiert uns Motorräder (das Verkehrsmittel für kurze Strecken hier) & erklärt den Fahrern, dass wir zur Vodafon Office und zurückwollen. Ein netter Mitarbeiter verkauft uns Karten und Credits und sorgt dafür, dass unsere Fahrer uns zu einem Kollegen bringen, der die Karten in die richtige Größe stanzt. Wir fahren auf den Motorrädern zurück, was uns echt Spaß macht. Zuhause angekommen buchen wir uns mit Hilfe der Credits eine Internetflat. Unser Abendessen wird gebracht, danach sitzen wir noch an unseren Handys.
Besonders die herzliche Art auf welche uns so viele freundlichst begrüßt und uns geholfen haben hat mich sehr gefreut und lässt mich auf ein wunderschönes Jahr hoffen – den Eindruck teilen wir gemeinsam!

(Jona)

Unterwegs

Verabschieden am Düsseldorfer Flughafen. Die Verwandten und Freunde ein letztes Mal sehen. Dann geht’s los. Zuerst nach Amsterdam, KLM cityhoppers bietet viel Beinfreiheit ☺. In Amsterdam am Flughafen vorerst ein letztes Mal WLAN. Sieben Stunden Flug voller Unterhaltung und/oder Filme schauen. Neben mir saß ein pensionierter Oberarzt, geboren in Ghana, Studium und dann Arbeit in Hamburg, welcher zurzeit von seiner Rente ein Krankenhaus in Accra aufbaut. Er hat mir seine Nummer gegeben (das macht man hier viel schneller) und meinte, wir könnten uns gerne bei ihm melden. Wir haben einige Stunden im netten Gespräch verbracht. Gelandet werden wir erst von der Wärmebild Kamera gecheckt, vermutlich um sicher zu stellen, dass wir auch kein Ebola haben (auch wenn es in Ghana noch keinen Ebola-Fall gab) und unsere Gelbfieberimpfungen werden etwas halbherzig kontrolliert. Unser Visum wird kontrolliert und es wird abgefragt, was wir in Ghana machen wollen. Am Gepäckband warten wir eine gefühlte Ewigkeit, vielleicht fühlt sich das auch nur aufgrund der Aufregung so an. Auf dem Weg nach draußen fragen wir uns, wie wir Joseph, social worker in dem Projekt in welchem wir leben und arbeiten, der uns abholt, erkennen sollen. Anushan, er hat das letzte Jahr hier verbracht, ist dabei, ihn erkennen wir sofort. Drei Leute wollen uns beim Gepäck zum Auto bringen und aufladen helfen, wir sind zwar nicht so begeistert, schaffen es aber auch nicht so wirklich etwas dagegen einzuwenden. Nach der Hilfe wollen sie Geld. Natürlich zahlen wir, wir sind ja auch gerade erst angekommen. Zu sechst geht’s mit dem Pick-up zur Unterkunft in Ghana. Joseph lässt uns dort raus, wir unterhalten uns noch eine Weile mit Anushan, bis wir um Mitternacht ghanaischer Zeit schlafen gehen. Ein langer Tag ist vorbei, wir fallen müde in unsere Betten. Mit Joseph ist vereinbart, dass er uns um neun Uhr abholt. Um zehn ist er da, wir haben vorher unsere erste Banane gegessen und ein wenig das Treiben auf der Straße bestaunt.
Schon am Abend zuvor war ein auf die Seite gekippter alter Kleinbus aufgefallen, nun herrscht auf der Kreuzung hier reges Treiben: Wasser und viele andere Gegenstände des täglichen Lebens werden auf dem Kopf (was uns noch sehr beeindruckt) umhergetragen, Obst und Wasser wird verkauft, Kinder spielen, Hühner picken und schicke Frauen und smarte Herren laufen in Kleid und Anzug samt Krawatte über die Straße. Ein beeindruckendes buntes Treiben. Gemeinsam fahren wir zu einem Restaurant. Joseph und Anushan helfen uns beim Auswählen und Bestellen, bevor sie eine Freundin von Anushan abholen. Unser Essen kommt. Uns allen schmeckt es gut, lediglich an die Schärfe müssen wir uns wohl noch gewöhnen.
Zu acht (!) fahren wir mit dem Pick-up durch Accra, drei Personen sitzen auf der Ladenfläche. Nachdem wir Anushan und Lena rausgelassen haben, geht’s Richtung Nsuta. Circa sieben Stunden holprigen Wegs sollen vor uns liegen. Wir müssen uns alle reinsetzten und da Joseph eine Freundin dabei hat, sitzen wir zu viert auf der Rückbank. Was das bedeutet, merken wir so richtig im Laufe der Zeit. Die Straße ist tatsächlich ziemlich holprig, immer wieder gibt es nach teilweise gut geteerten Strecken auch Teile mit großen Schlaglöchern, welche entweder umkurvt werden können oder ganz langsam durchfahren werden. Wir fahren nahezu durch, tanken lediglich dreimal. Zeit für uns, kurz unsere Beine auszustrecken. Als wir ankommen, ist es bereits dunkel.

(Jona)

Montag, 15. August 2016

Eindrücke teilen

Noch ein paar Tage bleiben uns bis es für uns vier losgeht. Ein Jahr Ghana liegt vor uns: voller Ungewissheiten, Überraschungen, Chancen und Möglichkeiten. Wir alle freuen uns auf den Abflug und sind gespannt auf die Zeit, die vor uns liegt.
Neben allerlei Sachen zusammen suchen und uns von vielen verabschieden, die uns wichtig sind, haben wir schon mal diesen Blog eingerichtet. Über diesen wollen wir Euch von dem berichten, was wir erleben. Wir haben uns vorgenommen, unsere Eindrücke mittels Text und Bild (sofern das Internet dies zulässt) an Euch so gut es geht weiterzugeben und würden uns sehr freuen, wenn Ihr mit uns über unsere Erfahrungen und neu gewonnen Sichtweisen ins Gespräch kommt.

(Jona)