Freitag morgen haben wir uns auf den Weg gemacht, unser Ziel
Kpandu (Kp wird hier als explosives P gesprochen ;)). Nach gut drei Stunden
Trotrofahrt waren wir angekommen und hatten auch bald die Unterkunft bezogen
(wir wollten sie uns eigentlich nur telefonisch reservieren, aber die
Telefonnummer aus dem Reiseführer existierte nicht mehr; also sind wir
kurzerhand dort vorbei). Wir liefen die paar hundert Meter ins Zentrum zurück
um die Stadt zu „besichtigen“. Das ist hier ein bisschen anders: die
„Architektur“ ist nahezu ausschließlich funktional, Museen oder andere
öffentliche Einrichtungen gibt es vielleicht ein paar in Accra (okay, in ein
paar mehr Städten); aber nicht in Kpandu.
Eine alte katholische Kirche aus der
deutschen Kolonialzeit wurde also besichtigt (irgendwie ein spannendes Gemisch
aus europäischem Kirchenbau und eher afrikanischer Innenausstattung) samt
nebenstehendem verwesten – vermutlich aus gleicher Zeit stammendem –
Gebäudekomplex. Zu „besichtigen“ ist hier also „das Leben“ und bunte,
vielfältige Märkte.
Wir suchten uns ein Taxi, um uns ins vier Kilometer
entfernte Kpandu Torkor aufzumachen, der am Voltasee (wer es noch nicht
mitbekommen hat: der oberflächengrößte künstliche Stausee der Welt) liegende
Hafen der Stadt. Der Reiseführer pries den Markt hier an und gab die sehr
präzise Zeitangabe, dieser würde alle vier Tage stattfinden. Irgendwie ein
schlechter Scherz. Aber es scheint zu stimmen, wir haben uns das wie folgt
erklären lassen: ein Tag Schiffe raus (der Markt verkauft natürlich
hauptsächlich Fisch), ein Tag Schiffe rein, ein Tag Markt, ein Tag relaxen; und
dann wieder von vorne. Naja, wir hatten auf jeden Fall kein Glück und die
kleine Siedlung lag ziemlich still und menschenverlassen da.
Wir gingen ein paar Meter weiter und kamen zum Volta.
Der
Reiseführer hatte noch einen zweiten Tipp: sich von den Fischern mit einem Kanu
zu einer der Inseln bringen lassen. Das hörte sich irgendwie echt cool an und
der See machte auch wohl Lust. Also haben wir einen Fischer, der gerade an
seinem Motor rumbastelte gefragt, ob das denn wohl möglich sei. Sein Motor war
gerade kaputt, aber nach einiger Zeit hatte er einen Kollegen organisiert, der
gleich mit seinem Boot ankam. Trotz um den Preis feilschen (als Obruni sollte
man das hier – zumindest immer mal wieder - machen, sonst wird man noch
gnadenloser als auch mit Feilschen über’n Tisch gezogen) vereinbarten wir, ihm
stolze 120 GHC für zwei Stunden zu zahlen (Damit hätte man zu viert 15 Mal die
vier Kilometer im Taxi zwischen Kpandu und Hafen zurücklegen können).
Hinter uns sah der Himmel zwar ein bisschen dunkel aus, aber
da das Wasser in unsere Richtung schwappte, war ich mir doch wohl sicher, dass
das „Dunkle“ wegzieht.
Wir hatten uns für die zweite Insel entschieden („alle
Weißen wollen da hin, da gibt es mehr zu sehen“) und ich war ein bisschen
überrascht, dass der Fischer trotzdem die erste – wesentlich kleinere, nur aus
ein paar Sträuchern und Bäumen bestehende – Insel ansteuerte. Nach einer kurz
anhaltenden Verwirrung hatten wir raus warum: der Wind wurde zu stark, wir
müssten warten bis dieser aufhört, bevor wir weiterkönnen. Die schlechte
Nachricht dabei: der Wind wird erst aufhören, wenn die Wolken sich ausgeregnet
haben. Was in so Wolken drinstecken kann, echt unglaublich! Wir haben uns zwar
unter Bäumen untergestellt, wurden aber trotzdem klitschnass. Circa eine Stunde
(!) standen wir im Regen. Es ist hier ja echt nicht so, dass man sich nicht ab
und an – oder auch ganz schön oft – eine Abkühlung wünscht. Aber der kühle
Regen kam natürlich mit kühlem Wind, insgesamt nahmen die zuvor angenehmen
Temperaturen deutlich ab. Das führte dazu, dass ich mich zusammen kauerte und
zitterte sowie blaue Lippen bekam. Und auch bei den anderen sah es nicht viel
anders aus. Nur Jan redete sich mehr oder weniger erfolgreich ein, so kalt wäre
es gar nicht :D Unser Frieren verband sich mit der Angst um unsere Wertsachen,
niemand hatte so hundertprozentig dichte Taschen dabei (alles heil wieder zu
Hause). Nunja, die Stunde dauerte schon echt lange, aber irgendwann war auch
diese rum; mein erstes „frier-Erlebnis“ hier in Ghana – und vielleicht auch
mein letztes (wir werden im Winter (<- also in eurem), so um Weihnachten
herum im warmen Meer bei hitzigen Temperaturen uns abkühlen und uns dabei einen
kühlen Cocktail gönnen, Berichte folgen :P).
Auf der zweiten Insel (hier wohnen über 500 Menschen) sind
Jan und ich noch baden gegangen. Der See war wie eine warme Badewanne (keine
Ahnung wo der kalte Regen reingeregnet hat). Es war einfach ein Genuss! :-). Danach ging es wieder
zurück. Wir alle fanden den Trip kalt – aber auch echt cool! Quasi unwissend
das Abenteuerpaket gebucht, es hat wirklich Spaß gemacht; und drei Tage später
sind auch noch alle gesund!
Abends haben wir an der Straße etwas zu essen gefunden und
waren früh schlafen. Am nächsten Morgen haben wir uns noch eine kleine Töpferei
und eine christliche Grotte (Nachbildung der Grotte aus Lourdes) samt riesiger
Madonna-Figur angeguckt, bevor es wieder zurück ging.
Ein netter zwei-Tages-Trip!
(Jona)
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