Mittwoch, 12. Oktober 2016

Ein Freitag

Hier ist das mit den Lehrern auch nicht anders als in Deutschland: so richtig oft arbeiten müssen die nicht :P Und da wir zu diesen gehören, haben wir jeden Freitag frei (keine Sorge, andere Lehrer arbeiten hier auch am Freitag) . Naja, nicht ganz: wir treffen uns morgens immer zum Meeting mit Jo, so auch heute morgen. Um 8:30 treffen wir uns im Büro. Wie die letzte Woche war wird besprochen, was gut und was nicht gut war, was sich gegebenenfalls verändern sollte. Alles Wichtige wird angesprochen, wir versuchen nächste Woche ein Staff-Meeting mit den Lehrern aus Attakrom zu organisieren. Jo fragt uns, was wir so vorhaben. Wir wollen heute nach Hohoe fahren, entgegnen Jan und ich. Da muss Jo mit einigen Mitarbeitern auch hin, er könne uns in circa einer halben Stunde mitnehmen. Ob noch Platz im Auto ist spielt dabei keine Rolle, aber dazu später mehr.
Wir gehen zurück in unser Haus, ich hole mein Frühstück nach, welches die anderen drei bereits vor dem Meeting eingenommen haben (warum auch immer man dafür so früh aufsteht :o).
Nach einer guten halben Stunde, das Frühstück hat in der Zwischenzeit geschmeckt und der Rucksack konnte auch noch gepackt werden, geht es los. Wir laufen zum Auto, der Pick-up ist bereits voll. Auf der Ladefläche steht eine uns mittlerweile bekannte Bank, Eric (ein Arbeiter vom Center) sitzt hierauf auch schon, Jan und ich gesellen uns zu ihm. Bereits an der ersten Kreuzung biegt der Pick-up in die falsche Richtung ab, wir fragen uns, ob der Sprit mal wieder nicht reicht (in dieser Richtung ist die Tankstelle näher; aber es ist hin und zurück immerhin ein Umweg von über 25 Minuten) oder ob wir noch jemanden abholen müssen. In Kadjebi angekommen lüftet sich das Rätsel: wir halten vor der Schule, hier haben wir schon einmal eine Kollegin von Jo abgeholt. Ein paar Minuten später steigt Sie ein, zu viert wird auf der Rückbank gekuschelt. Während wir warten stürmen viele Kinder, vor allem sehr junge, zum Pick-up und gruppieren sich um uns (wir befinden uns quasi in einer Art Schulzentrum, links und rechts der Straße sind Kindergarten, Grundschule und weiterführende Schule). Zuerst grüßen und winken uns die Kinder nur zu. Wir winken natürlich fleißig zurück. Dann beginnt eine von Ihnen mir die Hand zu schütteln; und als die anderen merken, dass man die Weißen“ sogar berühren kann, beginne ich mit beiden Händen ununterbrochen Kinderhände zu schütteln, teils gleich mehrere an einer Hand. Die ganze Zeit über hört man aus unterschiedlichsten Ecken „Obruni“-Rufe. Als der Pick-up losfährt, winken wir der mittlerweile echt groß gewordenen Gruppe (um die 100 Kinder werden da wohl gestanden haben) und einige Kinder rennen uns hinterher.
Mittlerweile sind wir das irgendwie gewöhnt, jeden Morgen winke ich aus dem Auto vielen Menschen zu, immer wieder freuen sich diese – ganz gleich ob Erwachsene oder Kinder – und winken erfreut zurück; aber so „krass“ wie gerade haben wir es noch nie erlebt. Auf der einen Seite ist es schön zu sehen, wie schnell sich die Leute freuen. Auf der anderen fühlt man sich manchmal wie die Queen die allen zuwinkt – allerdings eher mit einem komischen als mit einem majestätischen Gefühl. Heute war es aber wirklich wie im Film, als uns die Kinder rufend und winkend empfingen und verabschiedeten.
Als wir wieder bei der Kreuzung vorbeikommen, wo es links zurück zum Center gehen würde, hält der Pick-up erneut. Wieder steigen Personen ein. Auf der Begrenzung der Ladefläche sitzen nun rundherum Personen. Mit vierzehn (!) Leuten geht es Richtung Jasikan. Der nächste Stopp ist an der Senior High School, kurz vor Jasikan. Eine Schülerin war auch mitgefahren, Jo geht mit ihr in das Administration Gebäude. Die Senior High Schools sind hier riesige Komplexe, komplett ummauert, mit vielen Gebäuden sowie Sportmöglichkeiten. Ein Internat gehört im Normalfall dazu. Nach einigen Minuten – Jan und ich haben in der Zwischenzeit den Aushang studiert und festgestellt, dass es in Ghana ganz schön teuer ist zur Schule zu gehen – geht es weiter.
Unterwegs staubt es – auf der dunklen Kopfhaut sieht man den rötlichen Staub von der Straße sehr deutlich. In Hohoe angekommen, erklärt uns Jo wie wir zu einem Laden kommen, wo mein Handydisplay eventuell repariert werden könnte (der Grund, warum ich nach Hohoe wollte). Wir machen uns auf den Weg. Der freundliche Besitzer sagt, er könne uns nicht weiterhelfen, verweist uns aber direkt zu einem Kollegen. Wir warten dort eine ganze Zeit, bis er uns bittet in zwei Stunden wiederzukommen, dann wäre der Chef da. Na gut, auf zur Post!
Vor ein paar Tagen habe ich einen Zettel bekommen, ich muss mein Paket hier abholen. Wieder müssen wir eine ganze Zeit warten. Aus einer anderen Behörde (wir glauben irgendeine, die was mit Import zu tun hat) kommt nach einiger Zeit ein junger Mann. Ich soll mich an einen Tisch setzen und werde gebeten, dass Päckchen zu öffnen. Währenddessen telefoniere ich mit dem Chef des jungen Mannes, circa die Hälfte verstehe ich. Nach dem das Päckchen komplett entpackt und jeder Winkel begutachtet wurde, muss ich unterschreiben; und sieben Cedi zahlen. Wofür weiß ich zwar nicht so genau, aber nun gut, es gibt schließlich keine Alternative. Da die zwei Stunden längst noch nicht rum sind, gehen wir ins Internetcafé.
Die Idee war hier zu skypen – ein Traum sollte es bleiben! Wir sind gut zwei Stunden da, auch, weil uns der Regen festhält (der ist hier zumeist etwas stärker als bei euch zu Hause); Jan versucht nahezu ununterbrochen zu skypen, es klappt nur für fünf Minuten. Zwischendurch fällt der Strom aus (natürlich genau innerhalb der fünf Minuten). Als wir es endgültig aufgegeben haben, machen wir uns auf den Weg zurück zum Handytyp. Wieder sollen wir warten. Nach einer ganzen Zeit frage ich, wie lange denn noch, fünf Minuten ist die Antwort. Nunja, seine Uhr scheint sehr langsam zu laufen, aber irgendwann kommt der Chef dann auch, mit dem Ergebnis, sie könnten die Teile zu Dienstag besorgen. Der Preis beläuft sich allerdings auf 150 GHC, statt wie ursprünglich gesagt auf 80-90 GHC. Ich betone, dass ich von weiter weg komme und wirklich sicher wissen müsse, dass das Display dann auch wirklich da ist. Wir geben ihm Jans Handynummer, er würde sich melden.
Als „Weißer“ fällt man hier immer auf. Das bedeutet zum einen, dass man viel Winken muss. Zum anderen aber auch, dass man auf sein Geld ein wenig aufpassen muss. Denn „Weiß“ ist hier für einige gleichbedeutend mit „Baum an dem Geld wächst“; viele versuchen eben doch wesentlich mehr zu bekommen, als eigentlich angemessen (an dieser Stelle soll auch erwähnt sein: es gibt auch super viele, die einen besonders an die Hand nehmen, freundlich sind, einem Entgegenkommen!).
Wir suchen die Trotro Station auf (Jo ist schon länger wieder zu Hause) und machen uns auf den Rückweg. Müde sitzen wir im Trotro – ein anstrengender und leider nicht überaus erfolgreicher Tag neigt sich dem Ende. Als wir in Jasikan ankommen ist es bereits dunkel, bis das Taxi losfährt müssen wir etwas länger warten. Zu Hause angekommen genießen wir die kalte Dusche und das Essen.


(Jona)

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