Dienstag, 1. November 2016

Gefroren :0

Prolog: Hier in Ghana ist es echt warm; immer! Wir befinden uns in den Ausläufern der Regenzeit (die kommende Trockenzeit wird wärmer als das bisher erlebte), wir haben bisher so ungefähr jeden Tag unsere Klamotten vollgeschwitzt und meinen Pullover nutze ich wenn ich abends telefoniere; nicht wegen der Kälte, sondern wegen den Mücken (ich habe leider kein langarm Shirt eingepackt :/).

Freitag morgen haben wir uns auf den Weg gemacht, unser Ziel Kpandu (Kp wird hier als explosives P gesprochen ;)). Nach gut drei Stunden Trotrofahrt waren wir angekommen und hatten auch bald die Unterkunft bezogen (wir wollten sie uns eigentlich nur telefonisch reservieren, aber die Telefonnummer aus dem Reiseführer existierte nicht mehr; also sind wir kurzerhand dort vorbei). Wir liefen die paar hundert Meter ins Zentrum zurück um die Stadt zu „besichtigen“. Das ist hier ein bisschen anders: die „Architektur“ ist nahezu ausschließlich funktional, Museen oder andere öffentliche Einrichtungen gibt es vielleicht ein paar in Accra (okay, in ein paar mehr Städten); aber nicht in Kpandu.
Eine alte katholische Kirche aus der deutschen Kolonialzeit wurde also besichtigt (irgendwie ein spannendes Gemisch aus europäischem Kirchenbau und eher afrikanischer Innenausstattung) samt nebenstehendem verwesten – vermutlich aus gleicher Zeit stammendem – Gebäudekomplex. Zu „besichtigen“ ist hier also „das Leben“ und bunte, vielfältige Märkte.
Wir suchten uns ein Taxi, um uns ins vier Kilometer entfernte Kpandu Torkor aufzumachen, der am Voltasee (wer es noch nicht mitbekommen hat: der oberflächengrößte künstliche Stausee der Welt) liegende Hafen der Stadt. Der Reiseführer pries den Markt hier an und gab die sehr präzise Zeitangabe, dieser würde alle vier Tage stattfinden. Irgendwie ein schlechter Scherz. Aber es scheint zu stimmen, wir haben uns das wie folgt erklären lassen: ein Tag Schiffe raus (der Markt verkauft natürlich hauptsächlich Fisch), ein Tag Schiffe rein, ein Tag Markt, ein Tag relaxen; und dann wieder von vorne. Naja, wir hatten auf jeden Fall kein Glück und die kleine Siedlung lag ziemlich still und menschenverlassen da.
Wir gingen ein paar Meter weiter und kamen zum Volta.
Der Reiseführer hatte noch einen zweiten Tipp: sich von den Fischern mit einem Kanu zu einer der Inseln bringen lassen. Das hörte sich irgendwie echt cool an und der See machte auch wohl Lust. Also haben wir einen Fischer, der gerade an seinem Motor rumbastelte gefragt, ob das denn wohl möglich sei. Sein Motor war gerade kaputt, aber nach einiger Zeit hatte er einen Kollegen organisiert, der gleich mit seinem Boot ankam. Trotz um den Preis feilschen (als Obruni sollte man das hier – zumindest immer mal wieder - machen, sonst wird man noch gnadenloser als auch mit Feilschen über’n Tisch gezogen) vereinbarten wir, ihm stolze 120 GHC für zwei Stunden zu zahlen (Damit hätte man zu viert 15 Mal die vier Kilometer im Taxi zwischen Kpandu und Hafen zurücklegen können).
Hinter uns sah der Himmel zwar ein bisschen dunkel aus, aber da das Wasser in unsere Richtung schwappte, war ich mir doch wohl sicher, dass das „Dunkle“ wegzieht.
Wir hatten uns für die zweite Insel entschieden („alle Weißen wollen da hin, da gibt es mehr zu sehen“) und ich war ein bisschen überrascht, dass der Fischer trotzdem die erste – wesentlich kleinere, nur aus ein paar Sträuchern und Bäumen bestehende – Insel ansteuerte. Nach einer kurz anhaltenden Verwirrung hatten wir raus warum: der Wind wurde zu stark, wir müssten warten bis dieser aufhört, bevor wir weiterkönnen. Die schlechte Nachricht dabei: der Wind wird erst aufhören, wenn die Wolken sich ausgeregnet haben. Was in so Wolken drinstecken kann, echt unglaublich! Wir haben uns zwar unter Bäumen untergestellt, wurden aber trotzdem klitschnass. Circa eine Stunde (!) standen wir im Regen. Es ist hier ja echt nicht so, dass man sich nicht ab und an – oder auch ganz schön oft – eine Abkühlung wünscht. Aber der kühle Regen kam natürlich mit kühlem Wind, insgesamt nahmen die zuvor angenehmen Temperaturen deutlich ab. Das führte dazu, dass ich mich zusammen kauerte und zitterte sowie blaue Lippen bekam. Und auch bei den anderen sah es nicht viel anders aus. Nur Jan redete sich mehr oder weniger erfolgreich ein, so kalt wäre es gar nicht :D Unser Frieren verband sich mit der Angst um unsere Wertsachen, niemand hatte so hundertprozentig dichte Taschen dabei (alles heil wieder zu Hause). Nunja, die Stunde dauerte schon echt lange, aber irgendwann war auch diese rum; mein erstes „frier-Erlebnis“ hier in Ghana – und vielleicht auch mein letztes (wir werden im Winter (<- also in eurem), so um Weihnachten herum im warmen Meer bei hitzigen Temperaturen uns abkühlen und uns dabei einen kühlen Cocktail gönnen, Berichte folgen :P).
Auf der zweiten Insel (hier wohnen über 500 Menschen) sind Jan und ich noch baden gegangen. Der See war wie eine warme Badewanne (keine Ahnung wo der kalte Regen reingeregnet hat). Es war einfach ein Genuss! :-). Danach ging es wieder zurück. Wir alle fanden den Trip kalt – aber auch echt cool! Quasi unwissend das Abenteuerpaket gebucht, es hat wirklich Spaß gemacht; und drei Tage später sind auch noch alle gesund!
Abends haben wir an der Straße etwas zu essen gefunden und waren früh schlafen. Am nächsten Morgen haben wir uns noch eine kleine Töpferei und eine christliche Grotte (Nachbildung der Grotte aus Lourdes) samt riesiger Madonna-Figur angeguckt, bevor es wieder zurück ging.
Ein netter zwei-Tages-Trip!


(Jona)

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